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Deutschkurs in Quebec

Um 3 Uhr in der Früh aufstehen, um Deutsch zu lernen?! Niemals!

Für einen Online-Kurs am Sprachenzentrum hat der junge Kanadier Gabriel jedoch keine Mühe gescheut und es doch getan :)

In meiner kleinen Gruppe bin ich vor allem als der Typ bekannt, der die geniale Idee hatte, mitten in der Nacht im Juli einen Kurs zu belegen, und verrückt genug war, um im August von vorne zu beginnen! In der Tat wurde der Kurs von Montag bis Freitag von 9.15 bis 12.00 Uhr Wien Zeit gehalten. Da ich in Kanada in der Provinz Quebec lebe, bedeutet es, dass der Kurs für mich von 3.15 bis 6.00 Uhr morgens stattfand.

In diesem Blogeintrag beantworte ich die Fragen, die mir am häufigsten zu diesem schwerwiegenden Zeitunterschied gestellt werden.

1. Wie bist du in einem Kurs von 3 bis 6 Uhr morgens gelandet?

Das war nicht Teil des Plans! Am Anfang bot die Universität zwei Zeitfenster für ihre Online-Kurse an, eines von 9.15 bis 12.00 Uhr, das andere von 17.15 bis 20.00 Uhr. Angesichts des Ortes, wo ich wohne, war ich für das zweite Zeitfenster angemeldet. Am Tag vor dem Anfang des Kurses wurde allerdings das letztere abgesagt. Ich hatte dann zwei Möglichkeiten: mein Geld zurückzuverlangen oder mich für das andere Zeitfenster anzumelden. Für mich war es ein Klacks: natürlich habe ich den Kurs von 3 bis 6 Uhr morgens gewählt.

2. Was hat dich motiviert, so intensiv und auf Kosten deines Schlafes am Unterricht teilzunehmen?

Ich weiß nie, wie ich diese Frage richtig beantworten soll. Ich brauche kein Deutsch für meine Arbeit, mein Studium oder meinen Alltag. Ich habe es nur gemacht, weil ich Deutsch eine fesselnde und wunderschöne Sprache finde. Ich liebe den Klang der Sprache, ihre langen einschüchternden Wörter, ihre komplizierte und einzigartige Grammatik und ihren reichen und präzisen Wortschatz. Es ist ein Fenster zu einer Kultur, die genauso reich ist. Ich lebe für solche Herausforderungen. Eine der Sachen, die mich am meisten faszinieren, ist außerdem die Verbindung zwischen Sprachen. Wenn man Deutsch lernt, vertieft man auch sein Verständnis von Englisch und sogar von weiter entfernten Sprachen wie Französisch (meine Muttersprache). Alle diese Sprachen haben eine gemeinsame Geschichte, von der sie das direkte Zeugnis und Erbe sind. Schließlich freut sich auch der Gelehrte in mir. Deutsch gibt Zugang zu vielen Kenntnissen, insbesondere in den Geisteswissenschaften, für die ich mich sehr interessiere.

3. Wie überlebt man einen Kurs in der Nacht?

Die Herausforderung ist zweifach. Sich von 3 bis 6 Uhr morgens wach zu halten, ist eine Sache. Man muss auch konzentriert bleiben und sich aktiv am Unterricht beteiligen, als ob der Unterricht tagsüber gegeben würde. Die optimale Lösung, die ich gefunden habe, ist ein Übergang zum zweiphasigen Schlaf. Ich schlief 2 oder 3 Stunden kurz vor dem Unterricht und 6 Stunden nach dem Unterricht. Diese Strategie war aber nicht unfehlbar. Unter meinen gewaltigen Reinfällen bin ich einmal 30 Stunden aufgeblieben. Am anderen Ende des Spektrums habe ich einmal 14 Stunden am Stück geschlafen!

Während des Kurses ist es wichtig, viel zu essen und zu trinken. Persönlich trinke ich nicht viel Kaffee, aber sonst sind Kohlenhydrate immer gut für das Gehirn. Man muss auch mit sich selbst nachsichtig sein, denn selbst beim allerbesten Willen ist es nicht immer möglich, in Höchstform zu sein. Ein wenig diszipliniert zu sein und viel improvisieren zu können, sind selbstverständlich ein Muss!

4. Wie hast du deine Online-Kurse an der Universität Wien gefunden?

Ich würde sagen, dass es ziemlich schwierig war, aber ich habe es jede Sekunde geliebt! Ich habe enorme Fortschritte gemacht und interessante Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen kennengelernt. Wie ich oft im Kurs sagte, war dieser Sommer meine Definition eines Traumurlaubs!

Ich möchte bei dieser Gelegenheit meine Deutschlehrerinnen Susanne Gregor (A2/1) und Chiara Rudel (A2/2) sowie alle meine Klassenkameraden grüßen! Ich möchte auch Barbara, meiner Privatlehrerin, und Josée Lamy, meiner Deutschlehrerin (A1/1 und A1/2) an der Universität Montreal, Hallo sagen!

5. Bonusfrage: Sollen wir einem Student, der um 3 Uhr morgens einen Kurs macht, „guten Morgen“ oder „gute Nacht“ sagen?

Auch nach zwei Monaten habe ich hierzu noch keine Antwort.

Beste Grüße aus Kanada


Gabriel Lapierre-Berger
e-Deutschkursteilnehmer im Sommer 2020

Gabriel studiert Neurowissenschaften an der Universität Montreal in Kanada und hat seinen Deutschkurs auf Niveau A2/2 abgeschlossen.

Den Text hat er selbst verfasst und mithilfe seiner Kursleiterin Chiara Rudel perfektioniert. Wir freuen uns sehr, dass ein Kursteilnehmer auf diesem Niveau bereits so tolle Beiträge verfasst!


Gabriel hat uns gezeigt, dass online Deutsch zu lernen so viel Spaß macht, dass man gerne um 3 Uhr Früh aufsteht.

Und wie bequem es sein kann, wenn du tagsüber von jedem Ort der Welt Deutsch oder eine andere Sprache lernen kannst, zeigt unser neuestes YouTube-Video:

Hier findest du auch alle Online-Kurse im Überblick.