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Japanisch intensiv! – Ein Erfahrungsbericht

Hajimemashite! Haben Sie sich je gefragt, wie es wäre, Japanisch in einem Intensivkurs zu erlernen? Ich habe dieses spannende Erlebnis für Sie vorab getestet.

 

Warum macht man so etwas? Ich hatte mir kurz vor Kursbeginn einen Flug nach Osaka gebucht, um eine japanische Freundin von mir nach mehr als zehn Jahren Brieffreundschaft endlich zum ersten Mal in ihrem Heimatland zu besuchen. Da ist es nicht unpraktisch, die Landessprache ein wenig zu beherrschen, um wichtige Sehenswürdigkeiten zu finden, Essen zu bestellen oder Smalltalk führen zu können. Zuvor hatte ich bereits einen Kurs an der TU Wien namens „Computerunterstütztes Japanisch für Ingenieure“ besucht, dessen Fokus aber darauf lag, wissenschaftliche Texte zu übersetzen. Da ich hier zwar einen guten Einblick in die japanische Grammatik bekam, mir die Materie aber zu trocken war, entschied ich mich für einen Intensivkurs am Sprachenzentrum der Universität Wien.

 

Es mag recht wagemutig erscheinen, sich eine Sprache anzueignen, die sich so stark vom Deutschen unterscheidet. Tatsächlich war dies bei mir jedoch lediglich ein „Sprung ins lauwarme Wasser“. Ich wurde nämlich bereits vor etwa 15 Jahren erstmals auf die Sprache aufmerksam, da ich eine Schulfreundin aus Japan hatte. Später lernte ich die vorhin erwähnte japanische Freundin kennen. Beide brachten mir ein paar Phrasen wie „Ogenki desu ka?“ bei. Auch das Schriftbild war mir dank ihnen bekannt. Ab dem Wintersemester 2014 begann ich im Rahmen des TU Wien-Kurses erstmals, die beiden Silbenschriften Hiragana und Katakana aktiv zu üben und möglichst auswendig zu lernen. Auch die Aussprache, Grammatikregeln und das Erkennen sowie Nachschlagen von den aus China übernommenen Schriftzeichen, Kanji, im Wörterbuch wurden in diesem Kurs geübt.

 

Zurück zum Intensivkurs. Der Hörsaal ist aufgrund seiner Nähe zu einem Kaffeeautomaten perfekt situiert. Etwas mehr als ein Dutzend Sprachschüler hören Lehrer Markus interessiert zu. Die Klasse ist bunt gemischt, wobei die Mehrheit der Gruppe noch studiert und etwas mehr Frauen als Männer im Kurs sind. Wir lernen schnell, uns vorzustellen und einfache Fragen zu stellen. Zunächst lernen wir alles noch in Romaji, der lateinischen Schrift, beginnen aber bereits mit dem Erlernen von Katakana und Hiragana. Lustige Gruppenübungen und Spiele sowie Hörübungen und Kurzfilme lockern die Atmosphäre auf. Nach und nach lernen wir einander besser kennen. Ab der zweiten Woche übernimmt Isabelle den Unterricht, die als Halbjapanerin und Halbösterreicherin für diesen Beruf geradezu prädestiniert ist.

 

Wie der Name schon verrät, ist ein Intensivkurs tatsächlich sehr intensiv. Trotz Pause sind dreieinhalb Stunden etwa die Obergrenze meiner Belastbarkeit. Hausübungen tragen positiv zur Note bei und helfen, den Lernstoff zu behalten. Manchmal ist es für Berufstätige nicht so einfach, diese termingerecht abzugeben, was aber von Seiten der Lehrer kein Problem darstellt. Abseits des Kurses habe ich aus Zeitmangel kaum gelernt oder wiederholt. Das wirkte sich aber nicht negativ auf den Lernprozess aus, da man sich ja ohnehin vier Tage in der Woche mit dem Lerninhalt im Kurs auseinandersetzt, wodurch eine ausreichende Wiederholung gewährleistet ist. Die Sprachmelodie beherrscht man dank Anhören der Hörbeispiele recht flott. Manchmal stolpert man anfangs beim aktiven Bilden von Sätzen über die Grammatik. Wenn man sich erst einmal damit vertraut gemacht hat, ist Japanisch jedoch eine ziemlich logisch aufgebaute Sprache. Weiters ist es erfreulich, dass es keine eigene Endung für den Plural, keine Artikel und keine je nach Person und Anzahl variierenden Endungen der Verben gibt. Das Erlernen aller Hiragana und Katakana stellt sicherlich eine Herausforderung dar, wobei wir bei der Prüfung am Ende des Kurses bei Bedarf in einer Tabelle nachschauen durften. Vor der Prüfung braucht man keine Angst zu haben, da man sich im Kurs gewissenhaft darauf vorbereitet. Es ist ein schönes Gefühl, in der letzten Kursstunde ein Sprachzertifikat in der Hand zu halten!

 

Nun fühle ich mich für die Japan-Reise besser gerüstet, habe mich aber bereits für den nächsten Kurs (A1, Phase 2) angemeldet, um das Gelernte nicht zu vergessen. Dank Facebook und e-mail habe ich außerdem die Möglichkeit, mit meiner japanischen Freundin die Sprache zu üben. Ich freue mich schon sehr darauf, sie wiederzusehen und mich dann auch auf Japanisch mit ihr unterhalten zu können! Für alle Interessierten ist ein Japanischkurs auf jeden Fall empfehlenswert. Ein Intensivkurs ist dann sinnvoll, wenn man rasch Fortschritte machen und eher weniger zu Hause lernen möchte. Im Vergleich dazu ist ein regulärer Kurs „gemütlicher“, da die Intensität natürlich niedriger ist und man z.B. mehr Zeit hat, sich über die Hausübung Gedanken zu machen oder zusätzliches Kursmaterial zu studieren. Falls Sie nun auf den Geschmack eines Intensivkurses gekommen sein sollten, kann ich Ihnen noch einen Tipp mitgeben: Versuchen Sie, möglichst in allen Kurseinheiten anwesend zu sein. So reduzieren Sie den Lernaufwand zu Hause auf ein Minimum.

 

In diesem Sinne: Say?nara! Ganbatte!

Gwendolin Korinek