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Arabisch in 3 Wochen

Februar, die vorlesungsfreie Zeit, in der mich üblicherweise die Reiselust und das Fernweh packt. Seit Jahren denke ich mir schon – so ein Intensivsprachkurs wäre auch eine feine Sache – aber mich in meinen Ferien auch noch an Wien zu binden …?

Dieses Jahr sollte es endlich soweit sein. Irgendwie war der Februar schneller da als sonst, die Reisevorfreude noch nicht in mir angekommen. Dann das Mail vom Sprachenzentrum – 3-wöchige Intensivkurse noch freie Plätze – und das Kribbeln und die Lust, es einfach mal auszuprobieren, waren da.

Neugierde breitete sich in mir aus, was wohl möglich ist in 3 Wochen? Wieviel Arabisch werde ich danach wohl können?

Der Start war mir ein Fest – schon die Frage nach dem passendsten Vokabelheft löste in mir alte, liebe Erinnerungen wach, als ich im September die neuen Schulhefte besorgen konnte. Inzwischen sind die Designs anders, das Gefühl auszuwählen und es zu meinem Heft zu machen, ist geblieben.

In der ersten Stunde wurden wir von unserer Lehrerin gleich mit der Aussprache besonders schwieriger (für DeutschsprecherInnen) Buchstaben herausgefordert. Unsere kläglichen Versuche, die verschiedenen a, h, s, d, t und k Laute voneinander zu unterscheiden, klangen eher nach einem künstlerischen Sprachexperiment. Unsere Lehrerin hat viel mit uns gelacht und nach dieser Übung war die Gruppe auch schon ein bisschen lockerer. Die Lockerheit, der Spaß und das Experimentieren mit der arabischen Sprache blieben.

Wir übten einfache Konversationen und mein Lieblingsteil war das Erlernen der Schrift. Jeden Tag kamen 3 oder auch 4 Buchstaben dazu, kombiniert mit neuen Wörtern und Grammatik und füllten so unser Mosaik täglich ein bisschen mehr aus. Unsere Lehrerin schrieb auf Arabisch Wörter an die Tafel und ich folgte gebannt dem Verlauf ihrer Hand und konnte nur einige Buchstaben als anders ausmachen, der Rest machte den Eindruck von vielen Wellen. „Malen!“, forderte sie uns auf und wir begannen zu malen. Copy – Paste also, ohne  recht viel mehr noch verstehen. Im Verlauf des Kurses wurde aus „Malen!“ – „Schreiben!“ Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich ab etwa der Hälfte nur mehr manchmal gemalt habe und immer mehr zum Schreiben der neuen Sprache fand. Besonders schön fand ich das Gefühl, dass mir die Sprache über die nun bekannte und entzifferbare Schrift auch emotional näher gekommen ist. Wenn ich mit der Straßenbahn fahre und im Vorbeifahren an Schildern arabische Schriftzeichen entdecke, dann freue ich mich sehr und versuche gleich zu lesen und habe immer wieder kleine Erfolgserlebnisse.

Warum wollte ich überhaupt Arabisch lernen? Es gibt dafür mehrere Gründe. Ich bin von anderen Schriften sehr fasziniert. Ich habe mir während meines Aufenthalts in Nepal 2010 die Devanagari Schrift beigebracht und es war damals für mich schon so, als könnte ich die Welt mit neuen Augen sehen. Vorher fühlte ich mich wie eine Analphabetin im Land und war sehr auf die Hilfe von anderen angewiesen, besonders wenn ich herausfinden wollte, mit welchem Tuk Tuk ich in meinen Stadtteil komme. Und plötzlich nach vielen Seiten „Buchstabenmalerei“ und mühsamen, langsamen Zusammenkleben der Buchstaben und wieder Auseinandernehmen, konnte ich die Wörter ausmachen und daraufhin im Wörterbuch nachschlagen. Das war so eine Freude!

Damals habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, eine neue Schrift und das System dazu zu lernen und welchen Spaß mir das macht. Grund genug, noch viele andere Sprachen mit anderen Schriften anzugehen. Ich bin auch davon überzeugt, dass mir mein Vorwissen von Nepali für das schnelle Verstehen der Anwendung der Vokale im Arabischen geholfen hat. Von rechts nach links schreiben war mir neu und wollte ausprobiert werden. „Endlich eine Sprache in der ich mir als Linkshänderin nichts mehr verwische“, erzählte ich meiner Oma am Telefon, die sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie es möglich ist, diese Sprache zu lernen und wir lachten.

 

Rückblickend war es für mich eine tolle Erfahrung in so einer kurzen Zeit einen Einblick in eine neue Sprache zu erlangen. Ich mochte, dass der Kurs drei Wochen umfasst und dann auch wieder vorbei ist (oder ich einen weiteren Kurs besuche, der nur mehr 1x wöchentlich stattfindet). Ich finde auch, dass er seinem Namen „INTENSIV - Kurs“ gerecht wird. Vier Mal die Woche abends die „Schulbank“ zu drücken fand ich auch anstrengend und ich war auch gegen Ende der Einheiten oft müde. Länger als drei Wochen hätte ich auch nicht mit der Motivation durchgehalten, da einfach viel Freizeit in den Kurs hineinfließt.

Was ich das nächste Mal anders machen würde? Früher mein Vokabelheft zu schreiben beginnen und versuchen, die Vokabeln schneller zu lernen. Dann hab ich früher das Gefühl, dass ich ja doch schon einiges kann. Ich hatte nach der zweiten Woche und dem Näherkommen der Abschlussprüfung den Antrieb, wirklich konkret auch außerhalb des Kurses zu lernen und war erstaunt, dass doch schon einiges an Wortschatz da ist, der mir gar nicht bewusst war.

Ob ich nochmal einen Intensivkurs besuchen würde? Ja, vermutlich schon. Es fühlt sich ein bisschen an wie Reisen, neue Menschen kennen lernen, neue kulturelle Erfahrungen machen, neues Essen kennen lernen und hat den Komfort des eigenen Bettes ;) Außerdem wird es zum Abenteuer, trotz Alltag pünktlich im Kurs zu erscheinen und in der Straßenbahn zu lauschen, ob irgendwo ein arabisches Wort fällt.

Sarah Tanzer, Kursteilnehmerin Februar-Intensivkurs 2016

 

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