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Arabisch in nur drei Wochen

Arabisch in drei Wochen?!

„Wow, Arabisch! Lernst du das jetzt wegen der Flüchtlinge?“ – wurde ich in den letzten Wochen vielfach gefragt.

Tatsache ist, dass ich mich quasi retrospektiv mit dieser Sprache beschäftige, nachdem ich von einem neun Monate dauernden Auslandseinsatz mit Ärzte ohne Grenzen im Osten des Tschad (siehe dazu mein Blog: www.aerzte-ohne-grenzen.at/aktuelles/blog/autorinnen/7455) zurückgekommen bin. Dort wird eine lokale Form des Arabischen gesprochen, von der ich zwar einige Brocken aufgeschnappt hatte, die ich im täglichen Leben brauchte. Für das Erlernen der Schrift und wirkliche eine fundierte Aneignung blieb jedoch im Arbeitsalltag wenig Zeit, innerhalb des Teams wurde zudem vor allem auf Französisch kommuniziert. Der lokale Dialekt im Tschad hat dem neuen Hocharabisch, das quasi die standardisierte international gebräuchliche Form darstellt, wenig gemein. Der Kontakt mit der Sprache und vor allem arabischen „Kulturen“ hat jedoch ein Interesse geweckt, das mich auch Monate nach der Rückkehr nicht mehr losgelassen hat. Dass diese Sprache nun mit den vielen Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika, die zu uns kommen, vermehrt in Österreich zu hören sein wird, ist umso motivierender für mich.

Für ein erstes Erlernen insbesondere des Alphabets erwies sich für mich dieser Arabisch-Intensivkurs im Februar als genau das richtige Format. Es war zwar eine Herausforderung, neben einem Vollzeitjob abends auch noch täglich für einige Stunden eine neue Sprache zu stucken. Sonstige Freizeitaktivitäten lagen unter der Woche jedenfalls mal für eine Weile brach. Ich denke, dass jedoch genau für diese erste Phase ein Intensivkurs das Beste ist, da man schnell Erfolgserlebnisse hat und nach drei Wochen – zwar wie eine Erstklasslerin, aber immerhin! - lesen und schreiben kann. Es war anfangs unvorstellbar, dies Kringel und Striche zu entziffern, und schlussendlich leichter als gedacht.

Ein großes Lob geht hier gleich auch einmal an unsere Lehrerin Hiam Wadie, die es mit ihrer aufgeweckten Art und vor allem ihren herausragenden didaktischen Fähigkeiten – psychodramatische Linguistik, oder wie hieß das noch einmal? – geschafft hat, uns in dieser kurzen Zeit enorm viel beizubringen. Lesen, Schreiben, die ersten Zahlen, einfache Alltagsgespräche – und das alles mit der richtigen Aussprache! In ihrer sehr interaktiven Form des Unterrichts, wo der Rhythmus eines Worts auch mal getrommelt wird und vor allem die praktische Anwendung der Sprache im Vordergrund steht, macht Lernen Spaß! Auch über so manchen Fehler bei den Dialogen haben wir einfach herzhaft gelacht. Fursa saida, sag ich da nur, und ich weiß, dass viele meiner KollegInnen jetzt schmunzeln würden! Auch die Poesie, die der arabischen Sprache innewohnt, hat Hiam uns bereits in Ansätzen vermittelt und auf jeden Fall Neugier auf das Kommende geweckt.

„Wow Arabisch! Du musst ja viel Zeit haben!“, war ein zurecht anderer Kommentar zu meinem neuen Freizeitvergnügen. Dass mit dieser ersten Stufe nur die erste kleine Hürde geschafft ist, wurde mir zeitgleich mit meinem Erfolgserlebnis über die Beherrschung des arabischen Alphabets bewusst. Denn mit dem Lernen der Vokabel, geschweige denn der richtigen Schreibweise bin ich nicht nachgekommen, da mir schlicht und einfach die Zeit dafür fehlt. Und was dann erst mit der Grammatik noch auf mich zukommen wird? Im Sommersemester gehe ich es jedoch mit einem einmal pro Woche stattfindendem Kurs gemütlicher an und habe dann hoffentlich auch Zeit, mehr zu lernen.

Im Gegensatz zu meinen KollegInnen, von denen einige in der Flüchtlingshilfe tätig sind oder selbst Gäste zu Hause haben, hatte ich bisher noch wenig Gelegenheit, das Erlernte in der Praxis anzuwenden. Als erste Schritte möchte ich vor allem meine ehemaligen MitarbeiterInnen im Tschad mit meinen neuen Kenntnissen überraschen, und habe vor, mir für den Spracherwerb Tandempartner suchen (über die Website des Sprachenzentrums geht das ja leicht), um meine Kenntnisse neben einem weiteren Kurs zu vertiefen. Denn das was ich so auf den Straßen Wiens im Vorbeigehen höre, erschließt sich mir bisher noch nicht! Was für ein Genuss wird es sein, wenn ich beim ersten Mal in einem Film ein paar Wörter verstehe! Und wo ich meine neuen Kenntnisse dann noch so alles anwenden kann, damit lasse ich mich vom Leben überraschen.

Ursula Wagner