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Lernstrategien I

Ich erinnere mich daran, als ich vor ein paar Jahren anfing, in Wien Deutsch zu lernen. Ich war sehr motiviert: die Grammatik erschien mir nicht so schwierig, wie ich gehört hatte, die Aussprache war mir auch nicht so fremd (ich muss auch dazu sagen, alle meine Freunde waren aus Voralberg) aber, ABER, der Wortschatz war und ist meine private Hölle.

Nach dem ersten Jahr wurden meine Schwierigkeiten langsam mehr und meine Motivation sank. Da merkte ich, dass ich ein großes Problem hatte: während all meinen Jahren in der Schule und an der Uni hatte mich niemand gelehrt zu lernen.

Wenn wir eine Sprache lernen, wissen wir oft, warum wir das machen. Das sollten wir, zumindest. In allen ersten Kursstunden hören wir dieselben Gründe:  um zu reisen, wegen dem Job, wegen dem Studium, weil die Familie meiner Freundin aus Kronstadt kommt, usw. aber selten fragen wir uns, wie wir das machen.

Im Fall von Spanisch ist es die zweite bis vierte oder fünfte Sprache meiner StudentInnen, zusätzlich zur Muttersprache, die nicht immer Deutsch ist. Daher haben sie schon ihre eigenen Erfahrungen mit dem Sprachenlernen. Sie wollen auch lernen. Aber sie kommen, setzen sich hin, machen das Buch auf und schauen dich an. Und jetzt?

Ihre normale Erfahrung ist das Sprachenlernen in der Schule, wo sie Englisch, Italienisch, usw. lernten, und sie denken, dass es genauso weiter geht. Aber nein.

Warum nicht? Nein, wirklich, warum? Ist es nicht klar?

Wir sind, Gott sei Dank, nicht mehr sechzehn. Das ist sehr wichtig, nicht nur weil niemand wieder ein Teenie sein will, sondern weil wir nicht mehr genauso lernen. Als Erwachsene haben wir ein spezifisches Interesse, wir haben schon ein bisschen die Welt gesehen und wir können unsere Kenntnisse mit den neuen Dingen, die wir lernen, verbinden.

 

Wir wollen lernen und das kann man im Unterricht sehen, aber wir haben ein Problem, das Kinder nicht haben: wir haben Angst. Was wir sagen, macht uns Angst. Ein Erwachsener schämt sich, wenn er lernt. „Was werden die anderen über mich denken?“ Wir haben Angst, Fehler zu machen. Das ist ein Problem, wenn man Sprachen lernt. Ohne Fehler gibt es kein Lernen.

Wir haben nicht so viel Zeit aber auch nicht den Druck, normalerweise, Prüfungen zu schaffen.

Auch wenn wir nicht mehr 16 sind, merke ich oft, dass meine TeilnehmerInnen genau so lernen, als ob sie noch in der Schule wären, und selbstverständlich tauchen dann die ersten Frustrationen auf: „ich kann das „rr“ nicht aussprechen“, „ich erinnere mich nicht an die Wörter“, „uffffa… warum ist das soooo schwierig?“, „ich rede wie ein dreijähriges Kind, und das mit Glück“.

Hier fängt unsere Demotivation an und oft steigen wir aus.           

Also, was hat das alles mit Lernstrategien zu tun? Viel, da eine Lernstrategie nicht nur Gedächtnistechniken beinhaltet. Zuerst werden wir uns die verschiedenen Gruppen von Lernstrategien ansehen, die es gibt: Direkte und indirekte.

Direkte Lernstrategien:

Gedächtnisstrategien, um uns besser an Vokabel erinnern zu können.

Kognitive, die sich auf die Sprachpraxis konzentrieren, um die neue Sprache besser benutzen zu können.

Kompensatorische, die uns helfen können, wenn wir etwas nicht wissen.

 

Indirekte Lernstrategien:

Metakognitive Strategien, die uns beim Lernen leiten

Affektive Strategien, mit denen wir uns etwas gönnen.

Soziale, die uns dabei helfen, in einer Fremdsprache Beziehungen zu anderen aufzubauen.

Wie schön das klingt! Aber was ist das eigentlich?

Die direkten Lernstrategien sind es, die uns direkt helfen, um etwas von einer Sprache zu lernen: Erinnerungstechniken, Praxistechniken, um besser lesen, schreiben, reden und verstehen zu können, und Techniken, die uns dabei unterstützen, Kommunikationsprobleme zu lösen.

Und die indirekten Lernstrategien? Diese leiten uns beim Lernen: Lern- und Selbsdisziplinierungstechniken, Lernkontrolle und Angstreduktion, Sozial- und Landeskunde, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten.

Die meistgesuchten Techniken (Aussprache, Schreiben, Vokabellernen) befinden sich in der ersten Gruppe und die Ratschläge darüber, wie viele Stunden ich lernen muss, welche Übungen ich machen soll, in der zweiten Gruppe.

Jetzt wissen wir also, welche Strategien es gibt und wie sie aufgebaut sind. In weiteren Blogbeiträgen werde ich euch diese Lernstrategien näher und mit vielen Beispielen vorstellen!

Bis bald!

Alberto del Amo Gimeno, Spanischlehrender am Sprachenzentrum der Universität Wien

 

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