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#SprachSalat: So schmeckt Französisch

Am 26.9.2019 feiern wir den Tag der Sprachen. Zum Abschluss unserer Serie "So schmeckt meine Sprache" erzählen unsere Französischlehrerinnen Myriam Boubaker und Ana Huber, welchen Geschmack sie mit ihrer Heimat identifizieren.

Régalez-vous! 

Text von Myriam Boubaker

Wenn ich im Ausland auf mein Heimatland, Frankreich, angesprochen werde, ist es meist das gleiche: „baguette, croissant, fromage, vin, …“ – das sind oft die ersten Wörter, die man mit mir teilt. Schnell dreht sich alles um das Thema „Gastronomie und Wein“.

Und das nicht zu Unrecht: in Frankreich wird oft und leidenschaftlich vom Essen gesprochen. Im Alltag, im Restaurant, mit Freunden beim Aperitif, … wir tauschen uns gern über den Inhalt unseres Tellers aus. Noch lebendiger kann das Gespräch werden, wenn die Teilnehmer aus verschiedenen Regionen kommen. Die Vielfalt der Gerichte, der Geschmäcker, der Zubereitungsarten… Das wäre das Erste woran ich denken würde, wenn man mir die Frage stellt: „wie schmeckt Frankreich?“ – vielfältig eben. Jede französische Region hat etwas Eigenes anzubieten. Von crêpes und galettes über bœuf bourguignon, tartiflette, waterzoï, bouillabaisse, cassoulet, quiche, ratatouille, cari, fiadone, … jede Gegend hat ihre eigenen regionalen Produkte und weiß, sie mit ihren typischen Zubereitungsarten voll zur Geltung zu bringen.  

Eine Heimreise bedeutet für mich also oft einen „Marathon des Gaumens“.

Kaum bin ich in Frankreich angekommen, führt mich mein erster Weg zu einer „boulangerie-pâtisserie“. Schon ein Blick durch die Vitrine lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Auswahl fällt schwer aber ein echtes Baguette, ein „pain au chocolat“ und eine „religieuse au café“ gehören immer dazu. Letztere besteht aus zwei „Choux“ (eine Art Brandteigkrapfen), die mit Konditorkreme gefüllt werden - normalerweise Schokolade oder Kaffee - und die anschließend aufeinandergestellt werden. Mmh! Der erste Biss erinnert mich sofort an unsere Familienessen am Sonntag, die traditionell mit einem Gebäck aus der Konditorei abgerundet wurden.

Und wie? Ihr habt noch nie vom „pain au chocolat“ gehört? Stellt euch vor:  das Zarte und das Knusprige eines Croissant-Teiges, nur anders gerollt, und noch dazu mit zwei Stück feinster dunkler Schokolade gefüllt. Was will man mehr?

Paris, da wo ich herkomme, zählt viele renommierte Pâtisseries, und wenn ihr euch (was wir nicht hoffen wollen) eine einzige aussuchen müsstet, dann wäre es definitiv das Haus „Pierre Hermé“. Die „tarte infiniment vanille“ wird jeden Feinschmecker sofort begeistern und auch die Macarons sind es wert, sich einmal quer durch die Vitrine durchzukosten.

Nach dieser Gaumenaufwärmung kann der Marathon weiter gehen. Mein Weg führt mich weiter zu einer Crêperie, wo ich mir eine „galette“ gönne. Die herzhafte Variante der bekannten „crêpes“ wird im Gegensatz zu diesen mit Buchweizenmehl statt mit Weizenmehl zubereitet. Zu den Klassikern zählen die „galette complète“ mit Schinken, Käse und Spiegelei, oder eine mit Spinat und Ziegenkäse als vegetarische Option. Dazu trinkt man „cidre“ in einer kleinen Schüssel („la bolée“).

So. Die erste Hälfte des Marathons ist geschafft. Einen Zwischenstopp hat man sich verdient! Dieser könnte in einem Café oder in einem Bistrot stattfinden, zum Beispiel auf einen „kir“ – ein Getränk aus Johannisbeerlikör mit Weißwein.

Und gleich geht’s weiter!

Die letzten Kilometer des Marathons bringen mich nach Hause, wo mich ein warmes Abendessen erwartet. Und natürlich…eine Käseplatte. Schimmelkäse, Hartkäse, Weichkäse und Ziegenkäse bilden den Grundstock einer gut sortierten Käseplatte. Am liebsten greife ich zum Roquefort!

Zum Glück findet man jetzt in Wien in manchen Spar- und Merkurfilialen immer mehr Käsesorten aus Frankreich. Wer noch mehr davon haben möchte kann das „Beaulieu“ besuchen (in der Ferstelpassage – 1010 Wien).

Ein „pain au chocolat“, das wie in Frankreich schmeckt findet man bei „Parémi“ (Bäckerstraße 10, 1010 Wien).

Was die crêpes und galettes betrifft, warum nicht probieren, sie selbst zu machen? Schnell und einfach geht es, Rezepte davon findet man leicht im Internet.


Text von Anna Huber

Reisen und Sprachen erweitern den Horizont und ermöglichen einem Menschen, Landschaften, Kultur, Literatur und auch, was besonders wichtig ist, neue Geschmäcker zu entdecken. Mit der Globalisierung, können wir die internationale kulinarische Vielfalt in kleinen und großen Städten genießen – auch ohne weit zu reisen.

Wenn man aber länger im Ausland bleibt – selbst in solchen Ländern, die für ihre Küche weltberühmt sind–, schlägt das „kulinarische Heimweh“ zu. Da muss man Abhilfe schaffen.

Groß geworden bin ich mit der französischen Küche und diese geschmackliche Prägung bleibt fürs Leben bestimmend. Zum Glück sind viele Köstlichkeiten, die meine Kindheit geprägt haben in Österreich jetzt erhältlich, ich muss nicht mehr französische Weine und Käsesorten wie Camembert, Roquefort, Dijonsenf und andere Spezialitäten von den Reisen nach Frankreich zurückbringen. Andere sind schwer erhältlich, wie z.B. Käsesorten aus roher Milch, oder die berühmten rillettes du Mans“ (ein sehr dezent gewürzter Brotaufstrich aus Fleisch und Schmalz) oder auch die „mousse de foie de canard au porto (Entenleber Mousse mit Portwein). Was mir aber am meisten fehlt ist eigentlich das tägliche Brot. Alle werden da widersprechen: Baguette gibt es mittlerweile immer und überall, sogar raffiniertere Backwaren, die man ironischerweise auf Französisch Viennoiseries (Wiener Gebäck) nennt. Trotzdem, den ursprünglichen Geschmack treffen die hiesigen Backwaren nicht ganz… vielleicht zu salzig, oder zu etwas … es ist schwer zu definieren! Zuhause schmeckt es einfach anders. Das Brot in Frankreich muss aber auch vom Stammbäcker sein, weil das Baguette aus dem Supermarkt trifft den Geschmack schon wieder nicht ganz…

Ansonsten helfen französische Insider-Kochbücher, allerdings gelingt das Rezept einzig und allein mit original Zutaten: Crème fraîche und Sauerrahm sind zwar ähnlich, aber können das Endergebnis beeinträchtigen, und das gilt auch für andere Ingredienzen bei anderen Rezepten. Das Geheimnis der französischen Küche liegt schließlich in der Subtilität. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum gute französische Lokale außerhalb Frankreichs so selten zu finden sind. Man erhält zwar eine lange Liste davon im Internet, aber ein Besuch an Ort und Stelle überzeugt nur selten. Es werden meistens regionale Gerichte serviert - die Quiche Lorraine z.B ist meist so stark gewürzt, dass sie den französische Geschmack verfehlt.

Was die französische Sprache angeht, wurde ich gefragt, wonach sie schmeckte. Da fehlt mir die Fantasie. Eines kann ich aber sagen, die französische Sprache wimmelt nur so von bildlichen Ausdrücken. Ich überrasche immer wieder Leute, wenn ich ihnen erkläre, dass Baguette eigentlich Rute oder Stock bedeutet, und wenn ich eine Liste von solchen Beispielen aufstellte, könnte ich bald ein Lexikon füllen.

Die französische Sprache bietet außerdem eine breit gefächerte Sammlung von Fachausdrücken der Küche und der Gastronomie, wie „blanchieren (überbrühen), sautieren (kurz braten), amuse-bouche (Häppchen), vinaigrette (Salatdressing), couverture (Kuvertüre), und vieles mehr.

Meine Buch Empfehlung zur französischen Küche: Le Petit Larousse de la Cuisine
ISBN-10: 203594810X / ISBN-13: 978-2035948106 (Taschenbuch). Es enthält wenige Bilder, aber 1.800 kurze, einfache Rezepte.

Bon appetit à tous !


Myriam Boubaker und Ana Huber leiten am 26.09.2019 eine Schnupperstunde bei unserer Veranstaltung #SprachSalat.