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#SprachSalat: So schmeckt Deutsch

Wie der/die eine oder andere Deutschlernende womöglich schon festgestellt hat, ist es manchmal gar nicht so leicht, Deutsch zu lernen.

Das mag einerseits an unüberwindlich scheinenden Hindernissen wie Wechselpräpositionen, Adjektivdeklination oder unaussprechbar langen Wörtern liegen, andererseits aber auch daran, dass es verschiedene Varianten der deutschen Sprache gibt und dann noch diese ganzen Dialekte! Sapperlot! Wer in Wien Deutsch lernt, weiß, wovon ich rede…

So mühsam und verwirrend es beim Lernen auch sein kann, die Vielfalt hat doch immer auch sehr viel für sich und so möchte ich heute über die bairisch-schwäbische Zutat zum Sprachsalat, der sich Deutsch nennt, schreiben: Augsburgs Sprache und Küche!

Augsburger/innen leben sprachlich und geschmacklich an der Grenze zwischen Bayern und Schwaben. In München wird man aufgrund der exzessiven Nutzung des sch-Lautes (Ja, es heißt Augschburg, egal, was der Duden oder die Landkarte sagt!) als Schwabe oder Schwäbin belächelt, in Stuttgart dagegen wegen des rollenden R-s sofort als BayerIn identifiziert. Und was heißt das nun für die Küche?

Schwäbische Maultaschen, Spätzle, Schupfnudeln, Pfannkuchen und die daraus oft gewonnene Flädlesuppe (in Augsburg aber auch gerne "Pfannakuachasupp" genannt) sind in der traditionellen Küche Bayerisch-Schwabens genauso verwurzelt wie Leberknödelsuppe, Semmelknödel, Schweinshaxe und Weißwurst mit Breze und süßem Senf. Multikulti, quasi.

Uraugschburgerisch ist dagegen der Zwetschgendatschi, ein Kuchen aus Hefeteig, mit Zwetschgen belegt, der unserer Stadt den schönen Spitznamen Datschiburg eingebrockt hat. Was Süß- und Mehlspeisen anbelangt, kann Datschiburg allerdings Wien bei Weitem nicht das Wasser reichen, (auch) auf diesem Gebiet ist Wien eindeutig eine Hauptstadt.

Ganz anders sieht es meiner bayrischen Meinung nach beim Thema Bier und Brezen (Augschburgerisch: Bredzga) aus. Beides gibt es auch hier zuhauf, trotzdem vermisse ich diese beiden Grundnahrungsmittel am meisten. Den wahrscheinlich größten Kulturschock meines Lebens hatte ich, als ich in einer Bäckerei in Wien eine Breze gekauft habe (ein jedes Mal wieder frustrierendes Erlebnis, inzwischen verzichte ich auf solche wagemutigen Experimente) und feststellen musste, dass jemand Kümmel drauf gegeben hatte. Kümmel. Auf die Breze! Ich hoffe immer noch, dass es nicht die Idee der Bäckerei war, sondern sich randalierende Jugendliche einen grausamen Scherz erlaubt und den Salzstreuer mit Kümmel gefüllt haben.

Dank der Globalisierung schafft es dafür aber immer öfter flüssiges Gold über die bayrisch-österreichische Grenze, sodass ein Tegernseer Helles oder Augustiner Edelstoff die trüben Gedanken und das Heimweh nach einer guten Butterbreze vertreiben kann.

Eigentlich steht Bayern (und damit auch Augsburg) Österreich geografisch, kulinarisch und sprachlich ja sehr nah, trotzdem kann es ab und zu doch zu Verwirrungen kommen. Wenn man Gluuschd auf Guatsla hat, wird man zwar meist noch verstanden, wenn man seinen Apfelbutza im Mistkübel entsorgt, kann das Gegenüber zumindest dem Kontext entnehmen, wovon die Rede ist, aber spätestens beim Giggale ist es dann vorbei mit dem nachbarschaftlichen Verständnis - so wird in Augsburg das Randstück vom Brot genannt.

Deutsch und seine Dialekte zu verstehen, kann also nicht nur für Personen mit anderer Erstsprache eine Herausforderung sein, aber in jedem Fall lohnt es sich - auch kulinarisch!

Juliane Hofer, unterrichtet Deutsch und leitet eine Schnupperstunde bei unserer Veranstaltung #SprachSalat .