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Fit durch Fremdsprachen!

Sprachenlernen hält den Geist fit, vor allem auch im Alter!

Zu dem Thema interviewen wir heute M.Sc. Tina Zander und Univ.-Prof. Dr. Jana Nikitin aus dem Arbeitsbereich Psychologie des Alterns der Universität Wien, die uns mehr über eine spannende Studie erzählen.

Sie haben kürzlich in Ihrem Newsletter des Arbeitsbereichs Psychologie des Alterns eine sehr interessante Studie zum Thema Fremdsprachen lernen und den Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten zusammengefasst.

1. Können Sie uns kurz über diese Studie berichten?

Bei dem Artikel handelt es sich um eine Übersichtsarbeit, die sieben experimentelle Studien zum Einfluss von Fremdsprachenlernen auf die kognitiven Fähigkeiten von gesunden älteren Personen erforscht hat (Klimova & Pickhart, 2020). Die meisten Studien stammten aus Europa und verglichen ältere Menschen, die eine Fremdsprache lernten (in der Regel in einem Sprachkurs), mit Gleichaltrigen, die keine Sprache lernten. Zusammengefasst ist das Lernen einer neuen Sprache eine effektive Methode, das Gehirn langfristig fit und aktiv zu halten. Ein Grund dafür ist, dass beim Lernen einer Sprache Gehirnareale aktiviert werden, die sonst vom altersbedingten Abbau betroffen sind. Es ist daher wahrscheinlich kein Zufall, dass Demenzerkrankungen bei Personen, die in ihrem Leben mindestens eine Fremdsprache gelernt haben, seltener auftreten.

2. Womit beschäftigen Sie sich in Ihrem Arbeitsbereich und wie sind Sie auf die Studie aufmerksam geworden?


Tina Zander: Ich bin seit Kurzem im Arbeitsbereich Psychologie des Alterns tätig, der vor zwei Jahren neu gegründet wurde. Hier unterstütze ich den Arbeitsbereich bei der Entwicklung von psychologischen Interventionen, welche negative Altersvorurteile abbauen sollen.

 


Jana Nikitin: Ich leite den Arbeitsbereich. Unser Ziel ist es, Faktoren zu untersuchen, die älteren Menschen ein glückliches und im weitesten Sinne gesundes Leben im Alter ermöglichen.

 

Vor einem Jahr haben wir eine spannende Online-Rubrik und einen Podcast ins Leben gerufen, „Neues aus der Forschung“. Hier bringen wir die aktuellen Ergebnisse der psychologischen Forschung zum Thema Alter(n) einem breiten Publikum nahe. So sind wir bei unserer Recherche auf das Fremdsprachenlernen gestoßen und waren fasziniert von den vielen positiven Effekten, die das Lernen einer Sprache im Alter haben kann.

3. Was ist aus Ihrer Sicht das interessanteste Ergebnis dieser Studie?

Dass das Lernen einer neuen Sprache keine Altersgrenze hat. Ganz gleich, wann wir uns für einen Sprachkurs entscheiden, die positiven Auswirkungen auf unsere geistige Fitness sind immer messbar.  Es hat sich gezeigt, dass wir nie zu alt sind, um unseren Geist mit einer neuen Sprache herauszufordern.

Talent spielt dabei keine Rolle, es macht also keinen Unterscheid, wie gut man die neue Sprache beherrscht. Die positiven Langzeiteffekte ergeben sich unter anderem aus dem Lernen selbst. Etwas Neues zu lernen, am besten in einer Gruppe, trainiert den Geist.

Übrigens, zweisprachige Menschen, die im Laufe ihres Lebens eine zweite Sprache gelernt hatten, können ihre geistigen Fähigkeiten im Schnitt 4,5 Jahre länger erhalten. Das ist schon bemerkenswert.

4. Warum ist es so wichtig, sich geistig fit zu halten?

Letztlich geht es um die Frage, wie wir altern. Die Gesundheit ist einer der wichtigsten Faktoren für die Lebensqualität, und auch wenn der Alterungsprozess zum Teil genetisch bedingt ist, kann er durch den Lebensstil maßgeblich beeinflusst werden. Geistig fit zu bleiben bedeutet, die eigene Gesundheit und Lebensqualität lange zu erhalten.

5. Welche positiven Effekte haben Sprachkurse?

Neben den oben beschriebenen Effekten auf die kognitive Leistung tragen Sprachkurse zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Studienteilnehmer*innen wirkten angeregter und waren sogar selbstbewusster und allgemein zufriedener als Personen einer Kontrollgruppe. Das Erlernen einer Fremdsprache mit mehreren Gleichgesinnten verstärkt diesen Effekt noch. Die gemeinsame Lernerfahrung und die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen, schaffen gute Voraussetzungen für eine langfristig positive geistige Entwicklung, und gleichzeitig kann das Gelernte direkt angewendet werden. Wer sich allein nur schwer motivieren kann, findet in der Gruppe auch den nötigen Antrieb.

Tina Zander: Ich persönlich sehe darüber hinaus den sozialen und kulturellen Austausch als einen wertvollen Nebeneffekt. Sich einer neuen Sprache zu widmen bedeutet auch, sich der dahinterstehenden Kultur zu öffnen. Sprachkurse fördern die Integration und buchstäblich das Verständnis für andere Menschen und Kulturen.

Jana Nikitin: Ich könnte mir vorstellen, dass das Erlernen einer neuen Sprache im höheren Alter auch dazu beiträgt, Altersstereotype abzubauen. Nicht nur als positives Vorbild für jüngere Menschen, sondern auch für ein positives Selbstbild älterer Menschen.

Danke für das spannende Interview!

Hier erfahren Sie mehr über die Rubrik "Neues aus der Forschung" und hier können Sie die Zusammenfassung des Artikels nachlesen. 


Das sind übrigens unsere motivierten Ladies aus dem C2 September Intensivkurs für Deutsch.

Yvonne aus Kanada (82 J., rechts im Bild) besucht seit vielen Jahren Kurse am Sprachenzentrum. Sie war schon im Jahr 2017 Model für eines unserer Fotoshootings (siehe Titebild) und hat uns im Rahmen unseres 100-Jahre-Deutschkurse-Jubiläums mehr über ihre Lernmotivation erzählt. Nachzulesen ist das auf der oben abgebildeten Tafel und eines sei verraten: Geistig fit halten zählt auch dazu! ;) 

Ebenfalls im Bild sind übrigens Bola (56 J.) aus Kanada/Nigeria und Noreen (58 J.) aus den USA. 

Unsere Kurse sind offen für alle ab 16 Jahren - no limits!

Deutschkurse im Wintersemester

Fremdsprachenkurse im Wintersemester


Quellenangabe zur Studie:
Klimova, B., & Pikhart, M. (2020).  Current research on the impact of foreign language learning among healthy seniors on their cognitive functions from a positive psychology  perspective—A systematic review. Frontiers in Psychology, 11, 765.

© Titelbild: Klaus Ranger/IUW GmbH 2017; Profilbild Jana Nikitin: Universität Wien; Profilbild Tina Zander: privat; Ladies: VN/IUW GmbH 2022