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Interview mit unserer Ukranischlehrerin Roxana Tsybenko

Je mehr wir voneinander wissen, desto besser können wir uns gegenseitig verstehen. Am Sprachenzentrum sind wir der Meinung, dass Sprachen verbinden. Daher möchten wir gerade jetzt unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zeigen und ein Zeichen für den Frieden setzen.

Kirche in Kiew mit Friedenstaube

1. Welche Sprache ist deine Muttersprache? Mit welchen Sprachen bist du in deiner Kindheit in Berührung gekommen?

Meine Muttersprache ist Ukrainisch. Ich komme aus Lwiw, einer Stadt in der westlichen Ukraine, wo die Mehrsprachigkeit infolge der Jahrhunderte zur „Authentizität geworden ist“.

Ich komme aus einer Philologenfamilie. Als ich zwölf Jahre alt war, sagte mir mein Vater: „Lerne Sprachen, das wird Dein Brot sein!“. Seine Worte habe ich erst später verstanden.

Ich schätze sehr, dass ich aus einer Familie komme, wo andere Sprachen und Kulturen geschätzt und gelernt wurden: Ich bin mit den Gedichten von Walther von der Vogelweide, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Heinrich Heine mütterlicherseits und italienischen und neugriechischen kurzen Texten väterlicherseits aufgewachsen.

Später, als ich meinen ersten Magistertitel in Germanistik und Klassische Philologie erworben hatte, erklärte das Europäische Parlament das Jahr 2001 zum Jahr der Sprachen:

„Es ist wichtig, Sprachen zu lernen, da dies ein verstärktes Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt schaffen und einen Beitrag zur Ausmerzung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz leisten kann“ (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 2000)[1].

2. Warum stehen sich die russische und ukrainische Sprache so nahe? Gibt es andere Sprachen, die ähnlich sind?

Die beiden Sprachen Russisch und Ukrainisch sowie Weißrussisch (Belarussisch) gehören zu ostslawischen Sprachen. Sie haben sehr viel Gemeinsames, d. h. gleiche bzw. ähnliche Wurzeln, Endungen sowie Wörter. Ich ziehe immer Parallelen zu solchen Sprachen, wie Deutsch und Holländisch oder Italienisch und Spanisch.

3. Wie würdest du die Ukraine mit 5 Wörtern beschreiben?

  • Unendliche Steppe
  • grüne Gebirge mit rauschenden Flüssen
  • sinnliche Volkslieder
  • schöne Frauen
  • Lebensfreude!
     

4. Wenn du einen Zauberstab hättest: Was würdest du dir wünschen?

Dass es den Frieden gebe!!!

Daran möchten wir uns als Sprachenzentrum der Univerität Wien anschließen.

Wir wünschen uns, dass der Krieg in der Ukraine bald vorbei ist, und hoffen, dass es allen Menschen am Sprachenzentrum gelingt, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und beim Erlernen einer Sprache im Kleinen Frieden zu stiften.

Mag.a Nicola Kraml
Leiterin Sprachenzentrum Universität Wien
Geschäftsführerin Innovationszentrum Universität Wien GmbH

Dr.in Marina Höfinghoff-Vornberg
Bereichsleitung Fremdsprachen

Mag.a Heike Ziehr
Bereichsleitung Deutsch

Offizielles Statement der Universität Wien, Hilfe für Betroffene und Hilfsinititativen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine: https://ukraine.univie.ac.at/ 


Roxana Tsybenko

Ukrainischlehrende am Sprachenzentrum der Universität Wien

Roxana ist Philologin. Sie hat an der Uni Deutsch, Ukrainisch, Russisch, Neugriechisch, Latein und Altgriechisch studiert und sagt über sich: „Der Einbezug der Mehrsprachigkeit in meinen Unterricht führt zu Respekt der anderen Kulturen, was ich fürs Erlernen einer (neuen) Fremdsprache sehr wichtig finde!“

Das Sprachenzentrum bietet Ukrainisch als Semesterkurs an. 


[1] Rudolf de Cillia: Braucht Österreich eine Sprachenpolitik?, S. 9. In: De Cillia, Rudolf und Eva Vetter (Hg.) (2012): Sprachenpolitik in Österreich. Bestandsaufnahme 2011. Wien: Peter Lang, S. 9-42.

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