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Sprachen öffnen Herzen: Nicola in der Toskana

„Sprachenlernen zahlt sich immer aus!“ meint Nicola Kraml, die Leiterin des Sprachenzentrums. „Das ist ja klar, …“ denkst du jetzt bestimmt.

„… Als Leiterin des Sprachenzentrums sagt sie natürlich, dass sich Sprachenlernen auszahlt. Wie könnte es anders sein?“

Und vermutlich hast du recht, aber heute möchte ich diese Aussage mit einer Anekdote aus meinem Osterurlaub in der Toskana unterstreichen

Unsere Reise führte uns in die wunderschöne Stadt Siena, welche aufgrund ihrer Schönheit und kulturellen Bedeutung sicher kein Geheimtipp ist, sondern vielmehr mit Massentourismus zu kämpfen hat.

Als meine Familie und ich an einem Tag in der Karwoche, der Semana Santa, durch die Straßen spazierten, fiel uns eine offene Werkstatt ins Auge: Drinnen hingen hunderte gelb-blau bemalte Holzobjekte. Alle sahen irgendwie gleich aus und wir hatten keine Ahnung, was das sein könnte.

„Frag doch mal!“ sagte mein Mann. So sammelte ich meine Italienischkenntnisse zusammen – die zugegebenermaßen recht überschaubar sind – und sprach die beiden Herren an, die fleißig bei der Arbeit waren.

Zu unserem Erstaunen stoppten sie sofort ihre Arbeit und begannen zu erklären: Es handle sich um riesige Fackelhalterungen für eine der in Siena berühmten Contraden[1], nämlich für die der „Tarataruga“ oder historisch „Tartuca“, was so viel wie Schildkröte bedeutet.

Einer der beiden Männer erklärte uns – das heißt mir, und ich übersetzte radebrechend für meine Familie – genau, was es mit dieser einzigartigen Tradition des Titelfests auf sich hat und wie jedes Jahr die Straße mit diesen Fackelhaltern geschmückt werden.

Und es blieb nicht bei dieser Erklärung. Er führte uns in ein Nebengebäude der Werkstatt und zeigte uns, wie die Fackelhalter repariert oder ganz neu hergestellt werden.

Auch der andere Mann war überaus hilfsbereit. Er führte uns in die schräg gegenüberliegende Kirche der Contrada und erklärte ihre Bedeutung: Einerseits werden alle Babys, die in diesem Bezirk geboren werden in Namen der Kirche UND der Contrada getauft. Andererseits wird hier auch das Pferd, welches im jährlichen Palio[2] für die Contrada der Tarataruga läuft, geweiht, bevor es ins Rennen geht.

Zu guter Letzt holte er noch einen Schlüssel aus seiner Tasche und führte uns ins danebengelegene Museum und erzählte uns spannende Geschichten und Details über die Ausstellungsstücke.

       
   

 

All das auf Italienisch, weder er noch sein Kollege sprechen Englisch oder Deutsch.

Auch weil die gesamte Arbeit für die Contraden - ähnlich wie oftmals Vereinsarbeit in Österreich - komplett ehrenamtlich erfolgt, fanden wir es doch außerordentlich, dass sich die beiden so viel Zeit für uns genommen hatten: Wir wurden von den beiden mit beachtlicher Geduld und unvorstellbarem Engagement für insgesamt rund eine Stunde betreut. <3

Wir konnten unser Glück kaum fassen, dass es in dieser so geschäftigen Stadt möglich gewesen war, so tief in die stolze Geschichte der Contrada der Schildkröte einzutauchen, und das dank einer einzigen auf Italienisch gestellten Frage!

Beim herrlichen caffé danach musste ich wieder an einen unserer Sprachenzentrums-Slogan denken:
Sprachen öffnen Herzen!


Wenn du also überlegst, eine neue Sprache zu lernen oder alte Kenntnisse aufzufrischen: Tu es!

Es muss nicht perfekt sein. Aber du wirst sehen – manchmal reicht ein einfaches „Scusi?“ oder „Buongiorno!“ und es entsteht ein echtes herzliches Gespräch.

Und genau dafür lohnt es sich. Immer.

Schau gleich rein in unser Programm für die Sommer-Sprachen:

Sommer-Intensivkurse


Nicola Kraml
Leiterin des Sprachenzentrums & Geschäftsführerin der IUW GmbH

Nicola reist für ihr Leben gerne, ebenso gerne lernt sie Sprachen. Leider findet sie im Arbeitsalltag viel zu selten Zeit dazu, aber wenn sie unterwegs ist, ist sie immer für eine Unterhaltung zu haben und manchmal entsteht daraus sogar ein Blogbeitrag. :)

 

Bilder: privat, Profilbild ©Klaus Ranger

Hier gibt’s nähere Infos zur Contrada de la Tartuca: https://it.wikipedia.org/wiki/Contrada_della_Tartuca


[1] Eine Contrada (Plural: Contrade ) ist im Allgemeinen ein Bezirk auf dem italienischen Land. In der Stadt Siena bezeichnet der Begriff die 17 Stadtbezirke, deren Vertreter zweimal jährlich im Juli und August beim Palio di Siena an Pferderennen teilnehmen.[ 1 ] Jede sienesische Contrada ist nach einem Tier oder Symbol mit langer Geschichte und komplexen heraldischen und mythologischen Assoziationen benannt.
Quelle: https://de.wikiital.com/wiki/Contrada_di_Siena

[2] Der Palio di Siena (italienisch: [ˈpaːljo di ˈsjɛːna]; lokal einfach Il Palio genannt; vom lateinischen pallium) ist ein Pferderennen, das zweimal jährlich, am 2. Juli und 16. August, in Siena , Italien, stattfindet. Zehn Pferde und Reiter, ohne Sattel (die Pferde, nicht die Reiter) und in den entsprechenden Farben gekleidet, repräsentieren zehn der siebzehn Contrade oder Stadtbezirke, gemäß einer Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Der am 2. Juli stattfindende Palio heißt Palio di Provenzano, zu Ehren der Madonna von Provenzano, einem in Siena typischen Marienkult, der sich um eine Ikone aus dem Stadtteil Terzo Camollia  [it] entwickelte . Der am 16. August stattfindende Palio heißt Palio dell'Assunta, zu Ehren Mariä Himmelfahrt.“
Quelle: https://it.wikipedia.org/wiki/Palio_di_Siena