Blog

Warum sich die Vampire vor Maria Theresia fürchten

Eine Mystery-Tour durch Wien.

 

Elisabeth Berger ist Deutschlehrende und leidenschaftliche Stadtflaneurin. Sie lädt dich ein, mit ihr eine mysteriöse Tour durch Wien zu machen und unter anderem mehr über die ehemalige Kaiserin Maria Theresia und Vampire herauszufinden.

 

Schnapp dir dein Handy und mach dich auf zum Platz zwischen den Museen, dann geht es schon los! Oder lies dir den Text einfach daheim auf der Couch durch. Auch das ist möglich!

 

Als ich als junge Studentin aus dem schönen Oberösterreich nach Wien gekommen bin, habe ich mich voll Neugier in das Stadtleben gestürzt und besonders das Nachtleben erobert (dazu mehr in einem anderen Blog).

Dann hat sich aber Besuch aus der Provinz angekündigt - meine Familie wollte mich besuchen und von mir eine exklusive Stadtführung durch Wien. So habe ich im Vorfeld relativ lustlos das Pflichtprogramm abgespult, mir aber sehr bald gedacht, dass Wien doch sicher mehr ist als Mozartkugeln, Sängerknaben und Hofreitschule! Und so habe ich mich vor vielen Jahren aufgemacht, Wien anders kennenzulernen und mit großer Begeisterung mache ich das auch noch heute.

Komm doch einfach mit oder erkunde selbst:
 

  • Warum fürchten sich die Vampire vor Maria Theresia?
  • Was verkündet die Weiße Frau?
  • Was geschah im Ungarischen Haus?
  • Wo liegt Leonore begraben?
     

Wir starten unsere Tour beim Zwi-De-Mu, also am Platz ZWIschen DEn MUseen, am Maria Theresien Platz und genau vor ihrem Monument halten wir auch gleich inne:



1) Von den vielen Männern, die Maria Theresia umgeben ist einer Van Swieten. Wo steht er?
 

Van Swieten war ein wichtiger Berater an der Seite Maria Theresias und auch ihr Leibarzt. Er soll der Habsburgerkönigin, die selbst nie wirklich Kaiserin war (das war ihr Mann) und die 16 Kinder geboren hat, geraten haben, sich beim Essen und Trinken etwas zurückzuhalten…nun ja, ein mutiger Mann!

Mut bewies er auch, als ihn die Königin an die Grenzregion ihrer Monarchie schickte, um dem Gerücht nachzugehen, dass es dort Vampire gäbe. Ganze Dörfer seien im Aufruhr und nächtens würden die Toten wieder ausgegraben, da man sie als „Wiedergänger“ verbrennen müsse. Van Swieten erstattete Bericht aus dieser Region und vermeldete, dass es sich dabei um einen Aberglauben handle und dass die Toten eines natürlichen Todes gestorben seien.

Daraufhin erließ Maria Theresia ein Gesetz, den sogenannten „Vampirerlass“, der den Glauben an Vampire untersagte. Sollte jedoch tatsächlich nochmals ein Vampir auftauchen, würde sie, Maria Theresia, sich persönlich um den Vampir kümmern!!!! Es wurde nie wieder ein Vampir gesichtet - vielleicht habe sich die Vampire vor der Kaiserin gefürchtet oder sie waren einfach gesetzestreu?

Weiter geht es auf unserer Tour auf den Heldenplatz:


2) Kannst du herausfinden, wie die beiden Helden hoch zu Pferd heißen und warum sie Helden genannt wurden?
 

Vor der Hofburg bleiben wir kurz stehen und sind bitte recht vorsichtig, denn in der Hofburg, im Trakt, der heute die Nationalbibliothek beherbergt, geht die Weiße Frau um. Zuletzt wurde sie in den 50er Jahren im Tiefenspeicher der Nationalbibliothek gesichtet. Der Mitarbeiter, der behauptete, ihr in den unterirdischen Gängen begegnet zu sein, hat unmittelbar darauf seinen Job gekündigt, was ärgerlich ist. Denn nun können wir ihn nicht mehr befragen, was die Weissagung des Geistes war - entweder bald einen Topf Gold oder den baldigen Tod zu finden…

Gehen wir weiter Richtung Schweizerhof, wo wir durchgehen, um alsbald am Josefsplatz zu stehen. Vor uns ist die Augustinerkirche, in der - schauerlich genug - die einbalsamierten Herzen zahlreicher Habsburger aufbewahrt werden. Noch schauerlicher ist allerdings das sogenannte „Ungarische Haus“, das links davon liegt. Noch heute ist die Fassade grau und abweisend, etwas Dunkles scheint von dem Haus auszugehen, obwohl es gar nicht mehr das Original ist, das wurde nämlich angeblich von einer aufgebrachten Menschenmenge zerstört. Damals, als vor mehr als 500 Jahren bekannt wurde, dass die „Blutgräfin“, die in diesem Haus wohnhaft war, hatte sie versucht, mit dem Blut ihrer Dienerinnen ewige Jugend zu erlangen. Wie sie das wohl gemacht hat?
 

3) Welches Haus ist das „Ungarische Haus“?
 

Bevor wir weitergehen, schauen wir nochmals kurz in die Augustinerkirche und suchen das Grab der Eleonore von Schwarzenberg. Nicht gefunden? Das hat einen Grund: Eleonore war aus hohem Adel, eine geborene Lobkowitz aus Wien, die mit dem Fürsten Schwarzenberg verheiratet wurde. Damit verließ sie auch Wien und lebte mit ihrem Mann im Schloss auf Krumau. So sehr sie es auch wünschten, den beiden waren keine Kinder beschieden und so versuchte die verzweifelte Frau allerlei Wundermittel, trank Wolfsmilch, blieb tagsüber im Bett und fuhr nur nachts mit der Kutsche aus, sie war blass und verbarg sich vor ihren Untergebenen. In der Stadt Krumau wurde es den Bewohnern unheimlich und man verbreitete das Gerücht, dass Eleonore eine Vampirin sei ...

Als sie kinderlos starb, wurde sie noch in derselben Nacht in der Kutsche nach Wien gebracht und obduziert, um nach der Todesursache zu forschen. Den untersuchenden Ärzten war höchste Schweigepflicht auferlegt. Eleonores Leiche aber wurde unversehens sofort wieder nach Krumau zurückgebracht, wo sie in einer Seitenkapelle ohne großes Begräbnis ihre letzte Ruhe fand. Um diese „Ruhe“ zu garantieren, wurde ihre Gruft wie eine Festung zubetoniert, zur damaligen Zeit höchst ungewöhnlich!  Kurz darauf verschwanden auch die Untersuchungsprotokolle und überhaupt ist unklar, warum Eleonore NICHT gleich in Wien in der Augustinerkirche begraben wurde. War dies doch eigentlich die Familiengruft der Schwarzenbergs!
 

4) Zu welcher Ballade, in der es auch um einen Vampir geht, inspirierte Eleonore eventuell Johann Wolfgang von Goethe und auch Gottfried August Bürger?
 

Nun aber genug der Schauergeschichten. Vor euch liegt die Staatsoper, die Albertina und ein wunderbares Café oder schlendert doch einfach durch den Burggarten - Zeit die alten Geister abzuschütteln und sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Ups, da steht ja Mozart!


5) Wie war denn die Geschichte mit Mozart und dem letzten Komponierauftrag zur Totenmesse „Requiem“..?

 


Elisabeth Berger
Dozentin für Deutsch als Fremdsprache am Sprachenzentrum der Universität Wien


Wenn Elisabeth nicht im Klassenraum steht, flaniert sie gerne durch die Stadt. Dabei interessiert sie sich für Menschen, (mysteriöse) Geschichte(n) und (andere) Kultur(en). Sie nimmt dich auch gerne live auf eine Stadttour mit. Wenn du beim nächsten Mal mitgehen möchtest, schreibe einfach eine Nachricht an: deutschbewegtsymbolgmxpunktat.


Antworten:

1) Gerard van Swieten befindet sich an der Front „Kunst und Wissenschaft“ auf der Seite, die dem Kunsthistorischen Museum zugewandt ist.

2) Die beiden Reiter sind Prinz Eugen von Savoyen, der 1683 gegen die osmanische Belagerung gekämpft hat un die abziehenden Truppen weit über Wien hinaus verfolgt hat. Im 19. Jahrhundert wurde er zum „Nationalhelden“ hochstilisiert. Der andere ist Erzherzog Karl, der ebenfalls zum Abwehrkämpfer stilisiert wurde. In seinem Fall kämpfte er gegen Napoleon.

3) Das „Ungarische Haus“ auch „Altes Harnischhaus“ genannt birgt eine grausame Vergangenheit, denn hier soll Erzsébet Báthory-Násasdy ihre Grausamkeit und ihren Blutrausch ausgelebt haben. Sie ist in die Geschichte und Literatur als „Blutgräfin“ eingegangen, weil sie im Blut junger Mädchen gebadet bzw es getrunken haben soll. Aus altem ungarischen Adel stammend und auch so verheiratet, hatte die Familie natürlich auch ein „Stadtpalais“ in der Reichshauptstadt Wien - eben in der Augustinerstraße 12. Ob Erzsébet hier tatsächlich ihr mörderisches Unwesen getrieben hat oder ob man sie nur verleumden wollte? Wer weiß das schon…

4) Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seiner Ballade „Die Braut von Korinth“ von einer Untoten, die zurückkehrt aus dem Totenreich, um ihren Geliebten zu holen: „noch den schon verlornen Mann zu lieben und zu saugen seines Herzens Blut“. Gottfried August Bürger lässt in seiner Ballade „Leonore“ hingegen den verstorbenen geliebten Soldaten seine Braut Leonore in einem wilden Ritt ins Totenreich entführen, denn „die Todten reiten schnell.“!

5) Die Legende weiß zu berichten, dass Mozart bereits von Krankheit gezeichnet und in Geldnot war, als ein unbekannter, vermummter Fremder in sein Zimmer tritt, einen Beutel Geld auf den Tisch vor Mozart wirft und eine „Totenmesse“ bei ihm bestellt. Da der Auftraggeber oder Mäzen niemals ausgeforscht werden konnte, erzählte man, dass der Tod selbst die Messe von und für Mozart bestellt habe. Noch heute wird das „Requiem“ an Mozarts Todestag am 5.12. in seiner Sterbestunde im Stephansdom aufgeführt. Sehr berührend!


Weiterführende Links:

https://www.elisabethberger.at/touren/stadtflaneurin/

Bildnachweise:

1. Maria Theresia Monument: Getty Images
2. Die Wiener Hofburg: Getty Images
3. Das Ungarische Haus: (c)VN
4. Die Augustinerkirche: Getty Images
5. Mozartstatue im Wiener Burggarten (Detail): Getty Images