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5 Fragen an Marina Höfinghoff-Vornberg

Sprachenzentrum in Bewegung: Seit Anfang Oktober leitet Dr.in Marina Höfinghoff-Vornberg den Bereich Fremdsprachenkurse am Sprachenzentrum.

1. Wie bist du dazu gekommen, mit Fremdsprachen zu arbeiten?

Fremdsprachen waren mein Traum. Eigentlich wollte ich Stewardess werden, aber das scheiterte an meiner Körpergröße. Die Handgepäcksablage konnte ich nicht erreichen.

Als ich zehn war, wollte ich Polnisch lernen. Meine Eltern staunten nicht schlecht, als irgendwann ein Paket bei uns eintrudelte, mit einem 800-seitigen Wälzer und einer Schallplatte. Richtig gelernt habe ich es damals natürlich nicht, auch der Deutschunterricht in der Schule war nicht so erfolgreich. Das merkte ich allerdings erst, als ich die Aufnahmeprüfung für die Pädagogische Universität nur mit Ach und Krach bestehen konnte.
Nach der Uni war das anders. Ich konnte fließend Deutsch sprechen, ohne jedoch eine Person mit Deutsch als Muttersprache/Erstsprache getroffen zu haben.

2. Welche Herausforderungen siehst du in deiner neuen Position?

Mir persönlich sind die enge Zusammenarbeit mit der Universität und die damit verbundenen hohen Qualitätsansprüche an unsere Sprachkurse sehr wichtig.

Grund dafür ist sicherlich meine eigene, enge Verbindung zu universitären Einrichtungen. Nach meinem Studium unterrichtete ich zehn Jahre lang Deutsch als Fremdsprache an einer Universität in der Ukraine. Bevor ich meinen ersten Kurs hier leiten durfte, promovierte ich 2002 am Institut für Slawistik an der Universität Wien. Auch heute unterrichte ich am Zentrum für Translationswissenschaft.

Wir wollen mit unserem Fremdsprachenangebot die Studierenden erreichen und ihnen günstige Lernbedingungen bieten. Deshalb gibt es bei uns ECTS-Punkte, Kurse in vorlesungsfreien Zeiten und zusätzliche Zertifikate wie Sprachkompetenznachweise.

Gleichzeitig ist unser Angebot für alle offen! Auch für Personen, die nicht mit der Uni in Verbindung stehen. Mein Ziel ist, dass diese Offenheit noch deutlicher wird.

3. Warum bietet das Sprachenzentrum bspw. keine Thai- oder Suaheli-Kurse an?

Wir orientieren das Kursangebot an den Wünschen unserer Kundinnen und Kunden. Für diese Sprachen haben uns noch nicht so viele Anfragen erreicht.

Die Wünsche sind häufig trendabhängig. Als die isländische Fußballmannschaft so erfolgreich war, erreichten uns plötzlich viele Anfragen für Isländisch. Das verebbte bald wieder. Mit Norwegisch war es ähnlich. Auf vielfachen Wunsch, führten wir diese Sprache ein. Anfangs war es schwierig, einen Kurs zu füllen. Wir blieben hartnäckig und nach einiger Zeit mussten wir drei Norwegisch-TrainerInnen gleichzeitig beschäftigen.

Als das Sprachenzentrum der Universität Wien 2001 seine Türen öffnete, gab es drei Sprachen im Angebot: Englisch, Französisch und Spanisch. Im Sommer 2002 leitete ich den ersten Russischkurs. Wir haben unser Angebot stetig erweitert, sodass wir heute bei gut 30 Fremdsprachen stehen. Dazu gehören auch sogenannte Orchideen-Sprachen, wie Hindi oder Kurdisch. Wenn uns genügend Anfragen für Thai oder Suaheli erreichen, werden wir auch für diese Sprachen Kurse planen.

4. Gibt es inhaltliche Themen, die dir wichtig sind?

Ja, natürlich. Klimawandel, Umweltschutz und Ökologie sind brennende Themen heutzutage. Die Bewegung in Richtung Umwelt- und Klimaschutz – besonders unter Jugendlichen –  verstehe ich geradezu als Auftrag an uns, Sprachkurse mit diesen Schwerpunkten anzubieten. Es ist ein globales Thema, wir müssen gemeinsam dafür arbeiten. Dazu gehört auch, dass wir in vielen verschiedenen Sprachen über das Thema sprechen können.

Außerdem möchten wir unsere Kurse verstärkt für Kinder und Enkelkinder von Zugewanderten interessant machen. In Wien leben viele Menschen, deren Muttersprache oder Erstsprache nicht Deutsch ist. Häufig stehen sie vor dem Problem, dass sie in Sprachen - wie zum Beispiel Arabisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch oder Türkisch - in Österreich keine Schulbildung absolvieren. Ihre schriftlichen Kompetenzen in der Erstsprache sind daher begrenzt. Wir möchten ihnen die Möglichkeit bieten, sich diese Kompetenzen bei uns anzueignen.

5. Gibt es etwas aus deinem Heimatland, das du in Österreich vermisst?

… den russischen Winter, allerdings nicht den für jede Russin obligatorischen Nerzpelzmantel ;)

Dazu fällt mir noch eine Frage ein. Ich recherchiere gerade an einem Blogbeitrag zum Thema „7 Tipps für Russischlernende“. Da bin ich auf die Aussage gestoßen, dass russische Frauen immer perfekt gekleidet seien. Was sagst du dazu?
Das kann ich voll und ganz unterschreiben.

Herzlichen Dank für das Interview!


Marina_erster Russischkurs

Dr.in Marina Höfinghoff-Vornberg bei einem der ersten Russischkurse am Sprachenzentrum.
Russich gibt es auch als Semi-Intensivkurs ab Dezember.


VNG, Redaktion Sprachenzentrum