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5 Fragen an Kenn Mouritzen

Wien gegen Kopenhagen - Unser Dänischlehrer Kenn erzählt uns mehr über die Unterschiede in Sprache und Kultur.

Wie bist du Lehrer geworden?

Ich habe Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und habe ein Austauschjahr in Berlin, später auch in Paris gemacht.

Dann habe ich lange Zeit als Übersetzer für Deutsch und Französisch bei einer internationalen Organisation gearbeitet. Da habe ich aber gekündigt, weil es weniger um die Inhalte als um die Form ging. Außerdem habe ich Rückenprobleme bekommen und es war ziemlich einsam. Das Unterrichten war daher eine reizvolle Alternative, weil es viel interaktiver ist.

Was gefällt dir am Unterrichten?

Das Spannungsverhältnis zwischen Vorbereitung und Unterricht.  Es macht einen gewissen Reiz aus. Am meisten Spaß macht es, wenn etwas, das ich vorbereitet habe, gut oder sogar noch besser aufgeht als ich erwartet hatte.

Warum sollte man Dänisch lernen? Wer lernt die Sprache?

Einerseits ist die Sprache selbst faszinierend. Sie hat eine leichte Musikalität und viele Vokale. Das macht den Klang der Sprache sehr schön.
Andererseits bekommt man einen ganz anderen Zugang zu der Kultur. Mit Englisch kann man sich in Dänemark gut verständigen, aber mit Dänisch bekommst du einen besseren Draht zu den Menschen und ihren Weltvorstellungen.

Meine Studis sind oft Mediziner, die dann nach Dänemark gehen. Und viele Personen, die sich vor allem für die Öko- und Klimapolitik interessieren.

Worin liegt für dich der Unterschied zwischen Dänisch und Deutsch?

Dänisch ist viel elastischer als Deutsch. Neues wird schneller in die Sprache integriert.

Die dänische Gesellschaft ist durch Horizontalität geprägt und das spiegelt sich auch in der Sprache wider. Die Anredeform „Sie“ wird zum Beispiel nur mit der Königin verwendet.

Dänisch ist von den Strukturen her super leicht. Es gibt keinen Kasus. Abgesehen davon gibt es aber eine große Verwandtschaft zwischen den Sprachen. Viele Wörter wurden aus der deutschen Sprache importiert. Der Sprung ist also nicht so groß. Mir kommt vor, dass die Österreicher bei der Aussprache besser sind als die Deutschen.

Sind sich die Länder Österreich und Dänemark auch ähnlich?

Haha, ja, sie ähneln sich, nicht nur in der Flagge.

Die Länder sind aber auch irgendwie kompelementär. Österreich hat sich eine gewisse Repräsentationskultur bewahrt. Dänemark ist kulturell flexibler.

Kopenhagen ist eine Fahrradstadt. Der Grund dafür ist, dass die Infrastruktur immer so schlecht war. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht. Das zeigt ein wenig die Flexibilität der Dänen.

Mittlerweile lebe ich seit 10 Jahren in Österreich, meine 2 Kinder sind Österreicher. Ich fühle mich wohl hier. Wenn du ein Land verlässt, verlässt du es wirklich und du kriegst das andere unter die Haut.

Danke für das Interview! Wir freuen uns auf deinen Kurs im Sommersemester.

Das Sprachenzentrum bietet Kurse für Dänisch immer als Semesterkurs (1 Mal pro Woche) an.