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Eis-Zeit auf Polnisch: lód - lody

Eine polnische Abkühlung gefällig? Unsere Deutsch- und Polnischlehrerin Kasia erzählt in unserer Sommerserie etwas über die Geschichte von Eis in Polen und welche Sorten besonders beliebt sind.

Falls dein Polnisch noch nicht gut genug ist, scrolle einfach hinunter. Kasia erzählt es nochmal auf Deutsch. ;)


Und hier auf Deutsch, falls dein Polnisch (noch) nicht so viel hergibt. ;)

Eis, Eis zur Erfrischung ... Dies ist ein Werbeslogan der polnischen Straßeneisverkäufer, der in der Sommersaison in allen Städten und Dörfern Polens widerhallte. Eiscreme erschien Ende des 18. Jahrhunderts in Polen als Luxusdessert, das für die Tische der reichsten Elite bestimmt war und für das nächste Jahrhundert ein exklusives Produkt blieb. Auch sein Name entstand in dieser Zeit. Gefrorenes Dessert wird im Polnischen traditionell als lody bezeichnet, Plural des Substantivs lód / Eis, d.h. das im Winter aufgrund niedriger Temperaturen gefrorene Wasser.

In den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Speiseeis zu einem erschwinglichen, weit verbreiteten Gut und zum Lieblingsdessert der nachfolgenden Generationen von Polen. Damals konnte man Waffeleis kaufen, das im Handel von Tür zu Tür verkauft wurde. In den 1930er Jahren begann die industrielle Produktion von Pinguin-Eiscreme, auch die Herstellung des Eis-Desserts zu Hause in speziellen Eismaschinen breitete sich aus.

In der Nachkriegszeit erschienen die beliebten Marken Calypso und Bambino, die in wenigen Geschmacksrichtungen wie Sahne, Schokolade oder Kaffee erhältlich waren. Das erste Eis am Stiel erblickte in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Licht der Eis-Welt, und seitdem wird die Bezeichnung Eis zu Polnisch lód auch im Singular verwendet.

Neben Eis in Waffeln und Eis am Stiel erfreut sich seit den 1970er Jahren sogenanntes italienisches Eis, das auf Kundenwunsch in speziellen Maschinen hergestellt wird, großer Beliebtheit. Eis wurde hauptsächlich von Konditoreien verkauft, von denen Grycan und Zielona Budka so beliebt waren, dass sie heute zu den Namen von fabrikgefertigtem Eis in Bechern geworden sind.

Nicht zu vergessen sind Eisdesserts, die zum Beispiel im inzwischen aufgelösten Warschauer Hortex-Café im Zentrum, einer der Cocktailbar-Ketten von einem bis heute tätigen Tiefkühlkostunternehmen, gegessen werden konnten. Zu den Lieblingsdesserts gehörten das vielseitige Cassate-Eis und das Ambrozja-Eisdessert. Auch handwerklich in kleinen Manufakturen hergestelltes Eis wird bis heute gerne gekauft.

Heute wird auf dem polnischen Markt wie in der gesamten Europäischen Union Eis aller namhaften Hersteller verkauft, und die Geschmackspalette umfasst nicht nur traditionelle Geschmacksrichtungen, sondern auch experimentelle Eissorten. Ein statistischer Pole isst jedoch hauptsächlich saisonal Eis, nur 4 Liter Eis pro Jahr, was im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nicht viel ist. Jan Kowalski* bleibt den traditionellen Eissorten treu und greift gerne zu Vanille, Schokolade oder Erdbeere. Nur jeder zehnte Pole mag Geschmacksexperimente und entscheidet sich für ausgefallene Desserts wie Sauergurken-Eis oder Karotten-Curry-Eis.

*Jan Kowalski = der "Durchschnittspole", das Pendat zu "Max Müller"


Katarzyna Hibel unterrichtet Polnisch und Deutsch am Sprachenzentrum

Katarzyna unterrichtet mit Begeisterung Deutsch und Polnisch. In ihrer Freizeit lernt sie gerne Fremdsprachen und mag Krimis, Yoga und lange Spaziergänge.

Polnisch-Kurse gibt es bei uns wieder im August und September  und dann ab Oktober als Semesterkurs


Dieser Beitrag ist ein Teil unserer Sommerblogserie.
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© Fotos: Katarzyna Hibel