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Die 7 Wunder Italiens + 2

Wir machen uns jetzt auf eine Reise durch die Wunder Italiens. Wunder, die die UNESCO als Weltkulturerbe der Menschheit anerkannt hat.

„Diese Wunder sind über das ganze Territorium verteilt und das ist selten, weil das im Ausland nicht der Fall ist. Außerdem sind sie über die Jahrhunderte verteilt von der antiken Welt, über das Mittelalter und die Renaissance bis 1600/1700/ 1800.

Das ist auch selten, weil auch in anderen Länder Wunder sind, aber sie beschränken sich auf gewissen spezifischen Zeiten. In Italien nicht. Jede Generation, seit 25 Jahrhunderten, konnte Werke kreieren, die noch heute immer Gefühle wecken.

Das macht uns Italiener besonders stolz, aber zwingt uns dieses Gesamtvermögen zu schützen, bewahren und vor allem intakt an die folgenden Generationen des Planeten weiterzugeben“.

Alberto Angela, „Meraviglie, la penisola dei tesori", Rai 2018

1. Il Cenacolo/Das letzte Abendmahl

Diese Reise durch die italienische Kreativität könnte nicht anders als mit einem großartigen Genie anfangen: Leonardo Da Vinci und „il Cenacolo”. Eines der wichtigsten Werke der Renaissance und von der gesamten Kunstgeschichte.

Wir alle kennen „il Cenacolo“, aber viele Details kennen wir nicht. Das Fresko wurde Ende des 15. Jahrhunderts in der Mensa der Kirche Santa Maria delle Grazie in Mailand gemalt.

Das Meisterwerk ist wie ein Bild und stellt den Moment dar, in dem Jesus sagt: „Einer von euch wird mich verraten”. Nach diesem Satz können wir die Reaktionen von den Aposteln auf den Gesichtern sehen: Erstaunen, Ärger, Angst. Leonardo meinte, dass ein Künstler nicht nur das Äußere malen soll, sondern auch die Gefühle. Das ist genau die Revolution der Renaissance.

2. Siena

Das Herze der Toscana, Siena, bewahrt viele artistische, historische und architektonische Schätze, wie wenige andere Städte der Welt. Beginnen wir mit dem Hauptplatz: Piazza del Campo mit dem unverwechselbaren Torre del Mangia. Dieser Platz ist ein erstaunliches Beispiel von der Architektur des Mittelalters. Wenn wir ihn von oben sehen, hat der Platz die Form einer Muschel.

Der Platz ist nicht flach, sondern folgt dem Höhenunterschied vom ursprünglichen Feld und ist in neun Teile geteilt, die sich nach dem Palazzo Pubblico richten. Anfang 1300 regierte in der Tat der Neunerrat über die Stadt und das war Sienas beste Zeit. Eine Zeit von Reichtum, Kunst und Solidarität.

3. I Trulli

Apulien ist voll von Trulli, den typischen Trockenmauerwerken Ende 1600. In Alberobello haben sich die Schönheit und die Geschichte vereint, um eine erstaunliche Szene zu schaffen. Die Trulli sind UNESCO Weltkulturerbe seit 1996 und ursprünglich waren sie Unterbringungen für Tiere und Werkzeuge.

In Alberobello fingen die Leute aber an, drinnen zu wohnen und es gelang ihnen, eine Gemeinde mit ungefähr 1900 Trulli zu konstruieren. Jede Gemeinde musste damals eine Steuer an den König von Neapel zahlen, deshalb einigten sich die Einwohner mit dem damaligen Grafen, die Trulli ohne Mörtel zu errichten. Somit konnten sie sie weiter als provisorische Bauwerke betrachten werden und man musste keine Steuer dafür zahlen.

Die Geschichte von Alberobello zeigt uns eine vereinte Gemeinde im Einklang mit der Umgebung, die nachhaltig und mit dem lokalen Material baute.

4. Assisi

In Italien ist die Kunst mit der Umgebung vereint und oft entsteht daraus die Schönheit. Umgegeben von der Weisheit, der Ruhe und dem Frieden der Olivenbäume entstand Assisi.

Von unten schien die Stadt den Pilgern des Mittelalters weiß und prächtig. Sie kamen, um die imposante Basilika vom Heiligen Franziskus zu besichtigen (Der arme Heilige). Zwei Jahre nach seinem Tod wurde seine Bescheidenheit und Armut mit der Pracht von diesem Bau zelebriert. Der Widerspruch ist nicht zu übersehen.

Der Mönch Elia, zuständig für den Bau, war kein berühmter Architekt. Er hat aber eine Intuition gehabt. Er ließ die Anlage auf mehreren Ebenen auf einem Hang konstruieren, wie großen Stufen, die zur Seligkeit führen. Ab 1228 wurde, nach tausenden Steinen, 25 Jahre später die Basilika eingeweiht. Franziskus selbst hatte den Ort ausgewählt. Er wollte auf einem Hügel begraben werden. Den Hügel nannte man „Der Hölle“, weil dort die Kriminellen gehängt wurden. Mit seinem Grab wechselte der Hügel seinen Namen. Seitdem heißt er der Hügel „des Paradieses“.

5. La Valle dei Templi di Agrigento/Tempeltal in Agrigento

Goethe beschrieb diesen Ort wie eine herrliche Vision – und die Magie vom Tempeltal ist heute noch da.

„Ich habe noch nie in meinem Leben einen solch herrlichen Sonnenaufgang im Frühling gesehen“. Das sind die Wörter Goethes für Sizilien.

Im Tal befinden sich verschiedenen Tempel und der schönste ist sicherlich der Tempio della Concordia. Die Namen entstanden aus römischen Schriften und was erstaunlich ist, ist, dass der Ort schon für die Römer antik war, weil er in der griechischen Zeit im Jah 430 v. Chr. gebaut worden war.

Natürlich wurden die Tempel ohne Mörtel und Zement mit dem lokalen Material gebaut. Das Material ist ein noch älterer Meeresgrund und bestand aus den vielen Muscheln, die noch heute zu finden sind. Die ursprüngliche Farbe war nicht Ocker, sondern Weiß und das Dach war Rot. Alles, was wir sehen, wurde vor 25 Jahrhunderten mit dem Wissen der antiken Griechen gebaut. 

6. Die Dolomiten

Sie sind über 3000 Meter hoch. Sie sind majestätisch und imposant und wir bestaunen sie mit offenem Mund. Die Dolomiten sind eine unendliche UNESCO Site, die sich auf drei Regionen erstrecken: Trentino Alto Adige, Friuli Venezia Giulia und Veneto.

Die Königin der Dolomiten ist die Marmolada. Sie ist 3300 Meter hoch. Die Natur vereint sich hier mit dem Menschen und es ist sehr einfach, Zentren, Dörfer und Almen zu finden. Genau deswegen wurden die Dolomiten von der UNESCO ausgezeichnet.

Der Mensch lebt und verwaltet die Natur hier seit undenklichen Zeiten und seit 1800 sind die Dolomiten ein Abenteuerziel in der Nähe geworden. Man musste nicht mehr über die Ozeane fahren. Die reichen europäischen Herrscher*innen kamen und kommen immer noch hierher für ihre Abenteuer.  Prinzessin Sisi war eine von ihnen.

7. Der Königspalast von Caserta

Der Königspalast von Caserta mit seinem wunderschönen und riesigen Park ist auch UNESCO Weltkulturerbe. Er ist ein italienisches Wunder. Alles begann im Jahr 1752 als Carlo Borbone, König von Neapel, diesen Palast errichten ließ, um die Herrlichkeit des Adelshauses zu zelebrieren.

Damals war es üblich, die Paläste außerhalb des Kapitals zu bauen (denken wir an Versailles, das sich außerhalb von Paris befindet oder Schönbrunn in Hietzing). Daher wurde nicht Neapel, sondern das naheliegende Caserta ausgewählt. Caserta war zusätzlich ausreichend weit weg vom Meer und nicht angreifbar von Flotten der Feinde.

Man wollte ein administratives Zentrum, das noch prachtvoller als Versailles sein sollte, errichten. Ein neapolitanischer Architekt mit holländischen Wurzeln wurde beauftragt: Luigi Vanvitelli, der einen Triumpf des italienischen Barocks verwirklichte. Der Königspalast hat vier innere Höfe, 1742 Fenster, 34 Stiegen, 1000 Türen und er ist die größte königliche Residenz der Welt. Ein Jahrhundert lang dauerte die Bauarbeit. 

8. Die Villen von Palladio

Wenn man die Renaissance-Villen von Andrea Palladio (ein Architekt aus Veneto) betritt, entdeckt man nicht nur die Architektur, sondern auch den Lebensstil von damals (um das Jahr 1500). 

24 Villen von Palladio sind von der UNESCO anerkannt und von dort aus konnten die reichen Herren von Veneto nicht nur die Landwirtschaft kontrollieren, sondern auch das Landleben genießen. Schnell wurden sie zum Status Symbol.

Die Villa Almerico Capra, in der Nähe von Vicenza, wird auch „la Rotonda“ genannt und ist ein typisches Beispiel dafür.  Die Villa inspiriert sich an der klassischen Architektur und ist auch in der Welt sehr oft kopiert worden. Die Fassade ähnelt dem Pantheon in Rom und diente auch als Modell für das Weiße Hause in Washington.

Wir sehen also, wie die italienischen Wunder die Ozeane und die Jahrhunderte überqueren.

9. Piazza Navona in Rom

Es geht um einen der bekanntesten Plätze der Welt und des Barocks: Piazza Navona in Rom. Der Platz hat die Jahrhunderte überquert und wurde vom römischen Kaiser Domiziano als Ort für Wettbewerbe ausgewählt. Der Kaiser veranstaltete dort in einem Stadion sportliche und kulturelle Ereignisse, weil die Schönheit nicht nur aus Aussehen besteht, sondern auch aus Intelligenz und Kultur.

Die Schiffsform des Platzes kommt aus dem Stadion, das sich dort befand. Nach einigen Jahren Dekadenz wurde der Platz im Jahr 1477 zu einem Marktplatz umgewandelt. Der Markt ließ viele Geschäfte, Gasthäuser und Lokale entstehen und diente damit als Aufwertung des Platzes.  

Der Platz konnte aber erst im 17. Jahrhundert blühen, als Bernini und Borromini sich die Errichtung des Platzes geteilt haben. Die zwei konnten nicht unterschiedlicher sein und sie haben um jede Fassade, um jeden Brunnen und Palast des Platzes gekämpft.
 


Luca Cocciolo ist Italienischlehrer am Sprachenzentrum. Wenn ihr auch seine Stimme hören möchtet, könnt ihr in den aktuellen Ö1-Radiobeitrag der Kinderuni hineinhören und mehr über die Wunder Italiens erfahren.

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