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Mein deutsches Lieblingswort

Seit 100 Jahren unterrichten wir Deutsch und nun suchen wir die 100 schönsten deutschen Wörter. Eine Klasse hat bereits mit der Sammlung begonnen.

Ein neues Wort kennenlernen ist wie neue Freundschaften schließen, man muss es sich aneignen, „familiär“ mit ihm werden (oder „es muss gezähmt werden“, wie der kleine Prinz sagen würde). Emotionen und Vorerfahrungen, die sowohl kulturell als auch individuell geprägt sind, spielen dabei eine große Rolle. Dies ist uns meist nicht bewusst, ist aber bei der Verankerung und Speicherung (Gehirn) von großer Bedeutung. Neues wird stets an Bekanntes „angehängt“, Assoziationsketten sind wichtig. 

Hier kannst du lesen, welche Assoziationen die Kursteilnehmer*innen meines B1/1-Kurses mit ihren deutschen Lieblingswörtern hatten. 

Wir freuen uns über weitere Ideen in diesem Padlet: Mein liebstes deutschen Wort ist ...
 

  • Schmetterling Wortart: Substantiv, maskulin

Es ist mein liebstes deutsches Wort, weil es so schön aussieht, wenn ich es schreibe - am Anfang groß, in der Mitte auch und am Ende geht es elegant hinunter.
 

  • glauben Wortart: Verb

Es gibt einfach so ein schönes Gefühl im Mund, wenn ich es sage: Es beginnt hinten unten und geht dann vor und wird zum Schluss ganz weich.
 

  • Handschuh Wortart: Substantiv, maskulin

Das ist ja wirklich das Lustigste, was ich je gehört haben - einen Schuh für die Hand!
 

  • wunderbar Wortart: Adjektiv

Mit diesem Wort wird alles ein „Miraculum“, ein Wunder. Es ist wie zaubern und das finde ich schön und wenn es jemand zu mir sagt, freue ich mich sehr und fühle mich ein bisschen wie verzaubert.
 

  • Unterhose Wortart: Substantiv, feminin

Na ja, nicht besonders schön oder originell, aber es beschreibt genau, was es ist - typisch Deutsch halt!
 

  • Bim Wortart: Substantiv, feminin (umgangssprachlich für Straßenbahn)
  • Auspuff Wortart: Substantiv, maskulin

Die zwei Wörter sind wie Unterhose - sehr deskriptiv, nur viel lustiger – obwohl die heutigen Straßenbahnen in Wien ja nicht mehr bimmeln (bei uns zu Hause schon noch), aber trotzdem…beide sehr lustig!
 

  • Kindergarten Wortart: Substantiv, maskulin

Was für eine schöne Idee: ein Garten, wo Kinder wie kleine Blumen wachsen!
 

  • Mülltonne Wortart: Substantiv, feminin

Eine Tonne sind doch 1000 Kilogramm – sooo viel Müll in einer Tonne! – Es gefällt mir aber sehr, dass in Österreich so genau Müll getrennt wird, bei uns ist das leider nicht so, schade!
Wobei wir ja in Österreich Mistkübel sagen. (Anm. der Redaktion ;))
 

  • Krankenwagen Wortart: Substantiv, maskulin

„Was überall auf der Welt „Ambulanz“ heißt, heißt auf Deutsch „Krankenwagen“. Ich denke da immer an einen Wagen, der krank ist, mit einem Fahrer, der viel niest und hustet und dann ist diese traurige Sache doch irgendwie wieder lustig – wie ein Comic!“
 

  • natürlich Wortart: Adverb

Gestern habe ich ferngesehen - unsere Lehrerin sagt, das ist gut für unser Deutsch - und da hat der Moderator in einer Minute viermal natürlich gesagt. Es war eine Kultursendung und das zeigt, wie stark Natur und Kultur miteinander verbunden sind – oder hat er daran gar nicht gedacht, der Moderator?
 

  • Schildkröte Wortart: Substantiv, feminin

Da sehe ich immer Die drei Musketiere vor mir und die Kröte ist die Nummer vier und kämpft tapfer mit ihrem Schild gegen die Feinde (vielleicht denke ich so, weil ich Französin bin).
 

  • lieben Wortart: Verb

Als ich ganz neu hier war, habe ich dieses Wort gegoogelt. Weil ich es aber immer nur gehört habe, habe ich unter „Lippen“ nachgeschaut. Da war dann aber alles irgendwie verwirrend. Andererseits sind ja Lippen beim lieben nicht unwichtig, habe ich gedacht. Für mein Deutsch habe ich gelernt, wie wichtig das Hören und eine korrekte Aussprache sind - und da sind wir wieder bei den Lippen. - Jetzt liebe/lippe ich beide Wörter!


Und jetzt bist du dran! Was ist dein Lieblingswort? 

Weitere Worte sammeln wir in unserem Padlet und zum Sommerabschluss gibt es eine Wahl zu den beliebtesten 10 Wörtern der deutschen Sprache!

Anlässlich unserers 100-jährigen Jubiläums gibt es auch eine Ausstellung am Campus, kostenlose Mitmachvorlesungen und weitere Blogbeiträge. Schau vorbei!

100 Jahre Deutschkurse


Diese Worsammlung stammt aus meinem B1/1-Kurs. 

Die präsentierte Übung erinnert auch die Lehrperson daran, dass ihre eigenen Wahrnehmungen von Situationen, Dingen und letztlich der Sprache selbst oft nicht identisch mit jenen der Lernenden sind. Eine Tatsache, die in der Vorbereitung und Durchführung von Unterricht durchaus hilfreich sein kann.

Weitere Anregung für den Unterricht:

Die Übung heißt „Darstellung eines Begriffs/Wortes als Skulptur“ und stammt aus der Dramapädagogik. 

Je 2 bis 3 Personen bilden eine Gruppe und wählen ein – am besten abstraktes - Wort (wie Freundschaft, Freiheit, Armut, Gemütlichkeit …) aus dem Text. Alle Gruppen einigen sich dann auf ein Wort/einen Begriff. Nun soll dieser von jeder Gruppe als Skulptur dargestellt werden (ca. 5 bis max. 10 min. Vorbereitung), dann präsentieren die Gruppen hintereinander (natürlich schweigend) ihre Skulpturen.

Output:  Schon in der Vorbereitung versuchen die Teilnehmer*innen den Inhalt dieses (abstrakten) Begriffs zu ergründen und diskutieren kurz darüber. Bilder entstehen und werden ausgetauscht. Neben der kognitiven Aneignung des Begriffes erfolgt also auch eine bildliche, emotionale und vor allem eine einprägsame. Da es ja mehrere Gruppen gibt, gibt es auch mehrere Darstellungen, oder man könnte auch sagen, mehrere „Sprach - und Speicherangebote“.

Und ganz abgesehen davon: Es ist für alle immer sehr lustig, den oftmals seltsamsten Verrenkungen der Darsteller*innen zuzusehen.

Hier noch einige Links zum Thema:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6nstes_deutsches_Wort

http://www.deutscher-sprachrat.de/index.php?id=299

https://www.amazon.de/sch%C3%B6nste-deutsche-Wort-Liebeserkl%C3%A4rungen-zusammengestellt/dp/3190078912


Elfriede Pennauer

Dozentin für Deutsch als Fremdsprache

 

 

 


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