Vorfreude. Ein bisschen Stress. Kommt alles doch ein bisschen überraschend.
Nachdem der Trimester-Kurs schon ein paar Termine hinter sich hat, steige ich erst mittendrin ein. Aber genau das habe ich gelernt, sowohl im Studium als auch bei diversen Praktika und in meinem Job als Deutschtrainerin.
Kurze Überlegungen, womit ich mit meiner Stundenplanung beginnen möchte. Am Anfang steht immer das Kennenlernen. Zuerst muss ich wissen, wer überhaupt in meinem Kurs sitzt! Ich überlege mir ein paar Fragen, die ich allen stellen möchte.
Am Abend ist es dann so weit. Ich stehe in einem Kursraum und warte auf die Teilnehmer*innen, die langsam eintrudeln. Lauter freundliche Gesichter. Meine Kollegin vom Nachbarzimmer hilft mir mit der Technik. 17:45 Uhr. Los geht’s!
„Herzlich willkommen im Deutschkurs. Mein Name ist Anna Smolzer und ich übernehme ab heute die Leitung dieses Kurses.“ Die Kursteilnehmenden sollen mich ebenso kennenlernen können. Deshalb erzähle ich ihnen ein bisschen aus meinem Leben: Aufgewachsen im dritten Wiener Gemeindebezirk, Volksschule, Gymnasium. Dann ein Jahr als Au-Pair in Irland. Bachelorstudium der Anglistik und Germanistik an der Uni Wien.
Master Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Auslandspraktikum in Neuseeland, dort habe ich das letzte Mal an einer Universität Deutsch unterrichtet. Nach dem Studium leitete ich Deutschkurse für AMS und ÖIF. Viel Frust mit dem System, aber das ist eine andere Geschichte. Jobwechsel in die allgemeine Erwachsenenbildung. Und dann Anfang dieses Jahres die Idee, dass ich gerne wieder Deutsch unterrichten würde.
Zuerst war es nur eine kleine Idee, die ich für mich behielt.
Dann beim Kaffeetrinken mit einer Freundin habe ich die Idee zum ersten Mal geäußert. Sie hat mich darin bestärkt, mich einfach zu bewerben. Danach ging ich heim, aktualisierte meinen Lebenslauf, verfasste ein Motivationsschreiben und eine Stunde später war die Bewerbung ans Sprachenzentrum schon abgeschickt.
Zurück ins Jetzt. Ich bin neugierig. Wer sind die Menschen, die sich im Deutschkurs versammelt haben? Sie erzählen ein bisschen von sich und dann nennt noch jede*r das Lieblingswort auf Deutsch. Handschuhe, Kühlschrank, Schokolade und Naschkatze werden genannt. Die Stimmung im Kurs ist gut. Es wird gelacht. Alle hören einander interessiert zu.
"Warum lernt ihr Deutsch?", frage ich auch bei der Vorstellungsrunde. Die meisten möchten ihr Deutsch verbessern, weil sie in Wien wohnen und mit den Menschen hier kommunizieren möchten. Ein Teilnehmer möchte besser Deutsch lernen, damit er mehr Bücher kaufen und lesen kann. Mein Herz geht auf. Ein Besuch in der kleinen Buchhandlung bei mir im Grätzl gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Lauter interessante Menschen und ihre Geschichten.
Während einer Partner*innenübung gehe ich durch den Kursraum. Im Hintergrund Gemurmel, viele verschiedene Gespräche, Lachen. Beim Bewerbungsgespräch am Sprachenzentrum wurde ich gefragt, wofür mein DaF/Z-Herz schlägt. Genau für diese Momente. Wenn ich durch den Kursraum gehe und dabei zuhöre, wie die Menschen sich gut gelaunt miteinander unterhalten. Wenn sie versuchen, neue grammatische Strukturen zu verstehen und sich freuen, wenn sie ein neues Wort lernen. „Anna, kannst du uns kurz helfen?“ rufen und eine Frage (oder auch mehrere) an mich haben. Genau aus diesem Grund wollte ich auch zurück in den Deutschkurs. Der Job bereitet mir einfach viel Freude.
Bei meiner abendlichen Fahrradtour, die mich vom Alsergrund durch den ersten Bezirk bis nach Hause führt, habe ich Zeit zum Nachdenken und Reflektieren. Die Arbeit mit Menschen und die Sprachvermittlung haben mir immer viel Freude bereitet. Strukturen haben mich frustriert und mir den Spaß am Unterrichten verdorben, aber mit den allerwenigsten Menschen hatte ich Probleme. Manchmal darf man Dinge auch loslassen und wieder zu ihnen zurückkehren.
Ich bin froh darüber, dass ich in den Kursraum zurückgekehrt bin.
Voller Vorfreude auf weitere Kursabende komme ich zu Hause an und erzähle von meinem ersten Abend als Deutschlehrende am Sprachenzentrum.
Das war die Geschichte von Anna. Der erste Tag im Deutschkurs aus der Sicht einer Lehrenden. :)
Hast auch du etwas aus deinem Deutschkurs zu berichten?
Wie war der erste Tag? Welche Übungen machen besonders viel Spaß? Welche Wörter gehören zu deiner Lieblingswortsammlung?
Wir freuen uns über Erfahrungsberichte aus unseren Deutschkursen. Für jeden veröffentlichten Beitrag stellen wir einen Gutschein für die Buchhandlung facultas zur Verfügung.
Sende deinen Bericht - oder Fragen zu dem Thema - bitte an sprachenzentrumsymbolunivie.acpunktat, mit dem Betreff "Erfahrungsbericht Deutschkurse".
Mindestanforderung für deinen Bericht: 400–1000 Wörter in der Sprache deiner Wahl und Zusendung von einem Bild von dir! ;)
Und hier geht's zu unseren:
Anna Smolzer
Deutschlehrende am Sprachenzentrum
Annas Herz schlägt für den Deutschunterricht. Nach mehreren Stationen in der DaF/Z-Welt ist sie am Sprachenzentrum gelandet. Hauptberuflich arbeitet sie als Bildungsreferentin in einem Projekt der allgemeinen Erwachsenenbildung. Im letzten halben Jahr hat sie ihr Sauerteigbrot perfektioniert.
Bildverweis: Profilbild © Wolfgang Pecka, Titelbild © Canva