Blog

Das Essens-ABC: Von Aprikose bis Zuckerguss

Sich ein Mousse au Chocolat auf der Zunge zergehen lassen, das Prickeln von Sekt im Mund zu spüren, nach einem langen Winter das erste Mal wieder in ein Stück Wassermelone beißen - Essen begleitet uns durch den Tag, das Jahr, bei verschiedenen Feierlichkeiten...

Wer gerne in großer Runde zusammensitzt, isst meistens lange, denn zwischen den Gängen muss immer wieder Zeit für Unterhaltungen sein. Der Gedanke an lange Abendessen mit Freunden und Familienmitgliedern ist für uns ein Grund, Vokabular zum Thema Essen zu sammeln. Besonders hier zeigen sich übrigens lustige und manchmal sehr verwirrende Unterschiede zwischen dem deutschen und dem österreichischen Deutsch. Das eine oder andere Mal ist man auch als Muttersprachlerin ein bisschen lost in translation. Die Autorin selbst weiß sehr gut: Wer in Bayern ein Soda Zitron bestellt, hat schon verloren....

Aprikose, die: deutsches Wort für oranges, rundes Kernobst. Der Name der Frucht kommt aus dem Arabischen: al-barquq. Wer eine genaue Etymologie des Wortes haben möchte, kann sich übrigens die entsprechende Szene in Call me by your name ansehen. In Österreich heißt diese Frucht „die Marille“. Der Aprikosenbaum mit seinen weißen Blüten steht der Kirschblüte in Japan in seiner Schönheit um nichts nach.

Blaukraut, das: Blaukraut sieht aus wie violetter Salat. Es wird oft im Winter zu Wildgerichten gereicht. Es gibt einen berühmten Zungenbrecher im Deutschen: Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid. In Österreich heißt dieses Gemüse „das Rotkraut“.

Consommé, das/die: Bezeichnung für eine kräftige Suppe, die aus Fisch oder Fleisch gemacht wird. Man kann an dieser Bezeichnung deutlich sehen, dass viele der Vokabel aus dem Kontext der Küche aus dem Französischen kommen. Verwandt mit diesem Wort ist auch das Verb konsumieren, mit dem die Aufnahme von Essen und Trinken beschrieben werden kann.

Dauerwurst, die: eine Wurst, die zum Trocknen aufgehängt wird. Ist sie ganz durchgetrocknet, hält sie sehr lange. Daher kommt auch ihr Name: die Dauer ist ein Synonym für „Zeitspanne“ (hier: lange Zeitspanne). Um Dauerwurst aufzuschneiden, braucht man immer ein scharfes Messer. Oder man hat gerade seine Oma bei der Hand. J

Einkochen, das: Nominalisierung des Verbs „einkochen“. Eingekocht werden Früchte, um sie zu Kompott oder Marmelade weiterverarbeiten zu können. Dabei wird das Obst mit Wasser zum Kochen gebracht und dann Zucker hinzugegeben. Für alle diejenigen, die das Glück hatten, auf dem Land Kindheitssommer verbringen zu dürfen, wird dieses Wort für immer mit warmen Sommernachmittagen und Zuckerduft, der das ganze Haus erfüllt, verbunden sein.

Frikadelle, die: kleines Fleischbällchen, das in Fett rausgebraten wird. In Österreich sagt man dazu „das Fleischlaberl“. Ein „Laberl“ kann man sich als ovales, flachgedrücktes Knödel vorstellen. Fleischlaberln werden meist mit Erdäpfelpüree (= Kartoffelpüree) serviert oder in die Suppe gegeben.

Grammeln, die: aus Schweinespeck hergestellte und in Schweinefett angebratene kleine Würfel. Man isst sie gesalzen und auf Brot. Wen nicht genug kriegen kann, schmiert als Unterlage Schweineschmalz aufs Brot und verteilt die Grammeln darauf.

Hackfleisch, das: Fleisch, das durch den Fleischwolf gedreht wurde. In Österreich nennt man es „das Faschierte“, was vom Wort „faschieren“ kommt und „durch den Fleischwolf gedreht“ bedeutet.

Imker, der: Berufsbezeichnung für jemanden, der Bienen züchtet und Honig herstellt.

Jolly, das: Wassereis in den Farben Rot (Himbeer) und Gelb (Ananas), das an der Spitze einen Schokoladenüberzug hat. Kindheitserinnerung für die meisten.

Käsekuchen, der: Klingt wie ein merkwürdiges kulinarisches Experiment, ist es aber nicht. Denn dieser „Käse“, der sich in der Bezeichnung versteckt, ist kein Käse im eigentlichen Sinn. Es ist Quark, also Topfen. Käsekuchen ist daher Topfenkuchen.

Limonade, die: Es gibt sie in allen Farben und Varianten – und wer besonders gerne experimentiert, macht im Sommer seine eigene. Limonade ist als Sommergetränk nicht wegzudenken.

Melanzani, die: österreichisches Wort für „die Aubergine“. Wir haben das Wort – natürlich – aus dem Italienischen, aber es wie immer falsch dekliniert: „la melanzana“ meint die violette Gemüsesorte. Der Plural wäre demnach, weil es ein feminines Wort ist, „le melanzane“. Wir im Norden haben dann aber die falsche Pluralendung „-i“ übernommen (es ist die männliche) und es dann auch noch im Singular belassen. Nicht so schlimm – frisch vom Grill schmeckt sie trotzdem!

Nockerl, das: Dialektausdruck aus dem süddeutschen Sprachraum für „Nocken“. Nockerl sind kleine Teigbällchen (etwa so wie Gnocchi), die man als Suppeneinlage, als Beilage oder mit aller Art von Käsesorten auch als Hauptgericht kochen kann. Bekannt aus der österreichischen Küche sind die Kärntner Kasnockerl oder die Käsknöpfle aus Vorarlberg.

Orangeat, das: kandierte Orangenschalen, die aufgrund der Herstellungsart einen hohen Zuckergehalt haben. Zum Backen werden sie vor allem für den Weihnachtsstollen verwendet. In Österreich nennt man sie Aranzini.

Paradeiser, der: österreichisches Wort für „die Tomate“. Wer genau hinsieht, merkt gleich: das Wort kommt von das Paradies. Der Paradeiser ist also der Paradiesapfel.

Quark, der: in Österreich als „der Topfen“ bezeichnet: Milchprodukt, das man oft zur Herstellung von Süßspeisen verwendet

Radieschen, das: österreichisches Wort für eine Meerrettichart mit kleiner rosa Knolle, die unter der Erde wächst. Bei Radieschen muss man immer vorsichtig sein: die meisten sind sehr scharf!

Soda Zitron, das: Gemisch aus Sodawasser mit etwas ausgepresster Zitrone darin. In Österreich trinkt man dieses Getränk sehr gerne zur Erfrischung. In Deutschland kennt man diese Kombination nicht. Die Autorin musste das bei einem Junggesellinnenabschied bitter lernen. Ihr Trumpf: mittlerweile bestellen es ihre deutschen Freundinnen selbst gerne, wann immer sie auf Wienbesuch sind. J

Terrine, die: Bezeichnung für eine Suppenschüssel, die meist zwei Henkel, Füßchen und einen Deckel hat. Terrine nennt man aber auch eine Pastete ohne Teig. Das Wort kommt aus dem Altfranzösischen: terrine, was irden, also „der Erde zugeordnet“ bedeutet. Vermutlich deutet das auf das Material hin, aus dem eine Terrine ursprünglich gefertigt war: Ton. In den vornehmen Häusern des 18.Jahrhunderts wurde eine Terrine dann bereits aus Porzellan hergestellt.

Unbehandelt: Oft kann man das Wort unbehandelt auf Zitrusfrüchten lesen, was bedeutet, dass die Schale nicht mit Pestiziden behandelt wurde und man sie daher bedenkenlos mitessen bzw. als Abrieb in den Kuchen geben kann. Grammatikalisch gesehen ist diese Form das Partizip II, wird aber fast nur noch als Adjektiv benutzt.

Veilchen, das: Blumenart, die jedoch sehr oft kandiert, also mit Zucker überzogen, wird. Dann kann man Veilchen essen. Wer im Sport ein Veilchen bekommt, sieht allerdings nichts mehr zuckersüß: dort ist ein Veilchen ein blaues Auge.

Wassermelone, die: erfrischendes Obst mit grüner Schale und rotem Fruchtfleisch, das besonders gerne im Sommer gegessen wird.

X – Arten, Grillgut einzulegen: Es gibt 1000e Arten, Grillgut einzulegen: in Öl und Gewürzen, luftdicht verpackt in Tupper-Geschirr oder in Alufolie gewickelt, im Kühlschrank oder im Keller, und so weiter. Wer in der Großfamilie nicht einen Grillmeister bestimmt, sondern diese Frage immer wieder diskutieren muss, hat einen ganzen Sommer lang zu tun. J

Yamswurzel, die: nicht sehr ästhetische, braune Knolle, die auch pharmazeutische Wirkung hat. Präparate mit Yamswurzel werden zum Beispiel bei Wechseljahresbeschwerden eingenommen.

Zuckerguss, der: dünne Zuckerschicht auf Gebäck oder Torten. Wenn ich jemandem eine unangenehme Wahrheit möglichst schonend beibringen möchte, spreche ich aber auch davon, ihm etwas „mit Zuckerguss“ zu sagen.


Eva Mühlbacher
Autorin & Dozentin für DaF/DaZ

Eva liebt die deutsche Literatur und schreibt sogar Bücher darüber. Außerdem widmet sie sich gerne verschiedenen Begriffen der deutschen Sprache und ist für das Sprachenzentrum als Blogautorin, Deutschlehrerin und neuerdings auch Social-Media-Managerin tätig.

Weiterführende Links:

Von Pferden, die auf Zehenspitzen zu Apfelbäumen tänzeln (Blogserie für Deutschlerner*innen)

Schatzkästlein der reisenden Germanistin (Blogserie für Sprachliebhaber*innen & Reiselustige)


Fotonachweis: Titelbild © Pixabay; Profilbild EM © Dachbuchverlag