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Das Reise-ABC: Von Aperitif bis Zugluft

Im Sommer sind wir unterwegs - wir hüpfen mit dem Pilgerrucksack bepackt in den nächsten Zug unserer Interrail-Tour, genießen zum Klang der brechenden Wellen unseren Aperitif im Sonnenschein oder kosten uns quer durch die exotischen Köstlichkeiten eines neu zu entdeckenden Landes!

 

Sommer ist Reisezeit. Die Leser und Leserinnen, die schon auf Urlaub waren, können in Erinnerungen schwelgen. Diejenigen, die den Urlaub noch vor sich haben, finden hier die perfekte Einstimmung.
Wir sind immer in Reiselaune, weil es am Sprachenzentrum mit jeder neuen Sprache eine neue Welt zu entdecken gibt! Reisen bedeutet, unterwegs sein – zu neuen Orten, zu Traumstränden, zu sich selbst, zu alten und neuen Prioritäten. In diesem Sinne: gute Reise!

Aperitif, der: Willkommen im Süden! Aperitif macht man vor dem Abendessen, das heißt, man geht einen Cocktail, einen Aperol oder irgendetwas Spritziges trinken, bevor es zum Abendessen weitergeht. Meist sind auch noch kleine Snacks inkludiert. Wer nicht aufpasst, macht so lange Aperitif, dass er möglicherweise das Abendessen versäumt...

Beifahrer, der / Beifahrerin, die: Person, die neben Fahrer sitzt. Der Beifahrer ist manchmal sehr hilfreich, navigiert und findet die beste Route, bringt genau die richtige Playlist mit und ist jederzeit zu einem Gespräch bereit. Gratuliere, dann fährst du mit dem/der Richtigen! Manchmal ist der Beifahrer grundnervös, sagt dir genau, wann du in welchen Gang schalten sollst und beschließt, lieber selbst zu singen als eine Playlist abzuspielen. In diesem Fall: cool bleiben!

Check-in, der: die Tätigkeit am Flughafen, bei der man das Gepäckstück auf ein Förderband hebt und eigentlich nur sagen möchte, dass man jetzt da ist. Das kann auf zwei Arten passieren: eine mehr oder weniger gestresste Flughafenangestellte scannt lustlos den Reisepass, fragt dich, ob du bestimmt keine Handgranaten eingepackt hast und sucht dir dann den Platz im Flieger aus, den du garantiert nicht haben willst. Oder man ist schlau und checkt schon am Abend zuvor ein. Dann muss man nur das Gepäckstück auf das Förderband heben (dieser Teil kann nie übersprungen werden), den Code einscannen und dann hoffen, dass das Gerät nicht rot zu blinken beginnt. In diesem Fall: zurück an den Start!

Dauergast, der: eine Person, die immer wieder kommt, also „dauernd“ da ist. Wir verwenden diesen Begriff aber häufiger für Menschen in unserer Umgebung, die sich immer wieder selbst einladen.

Einweg-Schlapfen, die: die Schlapfen, also Pantoffel, in einem Hotel, die man nur für die Zeit des Aufenthalts benutzen kann. „Einweg“ bedeutet, dass man sie nur einmal benutzen kann. Manche Menschen nehmen diese Pantoffel gerne als Erinnerung mit.

Flitterwochen, die: Bezeichnung für Reise, die ein frisch verheiratetes Ehepaar nach der Hochzeit macht. Anders als im Englischen und auch Italienischen hat diese Reise nichts mit „honey“ (= honeymoon, luna di miele) zu tun.

Gepflogenheiten, die: dieses Wort meint die Art und Weise, wie man sich in einem Land zu verhalten hat. Wenn man sagt, jemand „kennt die Gepflogenheiten nicht“, bedeutet das, dass die Person nicht weiß, wie man sich in anderen Ländern und Kulturkreisen zu verhalten hat. Siehe Nacktfotos vor heiligen Bäumen auf Bali.

Hauptstraße, die: die größte Straße einer Stadt oder eines Ortes. Wer sich in einem Ort ohne Handynavigation zurechtfinden will, sucht erstmal die Hauptstraße.

Italiensehnsucht, die: ein Begriff, den the one and only, Johann Wolfgang von Goethe, geprägt hat. Es bezeichnet den dringenden Wunsch, nach Italien zu reisen. In der deutschsprachigen Literatur wird dieser Begriff zu einem eigenen Motiv, der noch viele Schriftstellergenerationen nach Goethe inspirieren und dazu anregen wird, nach Italien zu reisen.

Jausenbrot, das: Soll ich oder soll ich nicht? Am Jausenbrot scheiden sich die Geister. Die einen packen immer eines oder mehrere für die ganze Familie ein, bevor es im Auto in den Sommerurlaub geht. Die anderen hassen es, wenn die Wurst am Nachmittag schon ganz weich ist und kehren daher lieber auf einer Raststation ein. In jedem Fall gilt aber: das Wort „Jause“ ist tricky. Wer in Österreich zu einer „Jause“ eingeladen ist, bekommt Kaffee und Kuchen. Bist du in Bayern eingeladen, bekommst du Abendessen. Aber wenn es eine „Brett’ljause“ ist, gibt es auch in Österreich Wurst, Käse und dazu meist ein gut gekühltes Bier. Alles klar?

Koffer, der: das Gepäckstück, mit dem die meisten Menschen reisen. Die Welt teilt sich allerdings in Kofferträger und Rucksackreisende, die lieber flexibel bleiben wollen.

Luftmatratze, die: buntes Accessoire aus Gummi, mit dem man sich auf dem Wasser treiben lassen kann.

Mitbringsel, das: deutsches Wort für „Souvenir“, also ein Erinnerungsstück, das ich aus dem Urlaub für Verwandte, Bekannte und Geliebte mitbringe.

Naturschauspiel, das: ein Naturphänomen, das fast magisch aussieht: die Nordlichter in Finnland, der Sonnenuntergang in der Wüste, die Wasserfälle in Nicaragua. Es sieht eben fast so aus, als würde die Natur für uns „schauspielern“.

Originalschauplatz, der: ein historischer Ort, an dem ein Film zu diesem Thema gedreht wurde. Wäre der Film „Gladiator“ im Kolosseum in Rom gedreht worden, so wäre er „am Originalschauplatz“ gedreht worden. Man sagt verwendet dieses Wort aber auch generell für Filmdrehorte. Die kroatische Stadt Dubrovnik ist etwa unter anderem deshalb so heillos überfüllt, weil alle den Drehort der Fantasy- Serie „Game of Thrones“ ansehen möchten.

Pass, der: Kurzform für „der Reisepass“. In Europa sind wir verwöhnt und können mit unseren Personalausweisen überall hinfahren. Das geht aber natürlich nicht überall auf der Welt. Für die Einreise in alle anderen Länder brauchen wir unsere Reisepässe.

Quatschen, das: Reisen heißt für die meisten Menschen (unter anderem auch unsere Lehrer und Lehrerinnen: siehe unsere Blogserie „eingepackt“) auch, sich mit anderen zu unterhalten, ins Gespräch zu kommen, neue Leute kennenzulernen und neue Kulturen und Ansichten über die Welt zu entdecken.

Reisekaugummi, der: Wem leicht schlecht wird, der greift auf einen Reisekaugummi zurück – im Flugzeug, im Auto, auf einem Schiff. So kommt man sicher und mit dem gesamten Mageninhalt ans Ziel!

Sehenswürdigkeit, die: Attraktion, die man in einer Stadt unbedingt besichtigen muss.

Taschenmesser, das: Accessoire, das die meisten Reisenden im Gepäck haben. Im Handgepäck ist es allerdings nicht erlaubt. Wer mit Auto, Bahn oder Schiff unterwegs ist, kann aber eines einpacken. Man weiß ja nie (Weinflaschen öffnen, Feuerholz zerkleinern, Zeltschnur des Nachbarn durchschneiden, ....).

UV-Schutz, der: Schutz vor „ultra-violetten“ Strahlen. Die Sonnencreme schützt vor der UV-Strahlung, aber auch bei der Wahl der Sonnenbrille sollte man auf den UV-Schutzfaktor achten.

Volksfest, das: Im Sommer und Frühherbst gibt es viele Volksfeste. Das sind Veranstaltungen, auf die man meist in Tracht geht, viel trinkt und irgendwelche Traditionen nachmacht, von denen man keine Ahnung hat, woher sie kommen. Lustig ist es trotzdem.

Wanderschuhe, die: die meisten Reisenden haben Wanderschuhe mit, weil sie die Gegend so richtig erkunden wollen – und zwar so, wie man das am besten macht: zu Fuß.

X – Anzahl an neuen Eindrücken: auf Reisen lernt man, Dinge wieder in Perspektive zu rücken. Egal, ob man eine gemütliche Zeit zu Hause verbringt oder endlich die Wandertour macht oder sich die Nächte in Strandbars um die Ohren schlägt: Reisen heißt, neue Erfahrungen machen und darauf Kraft schöpfen für alles, was kommt. Lassen wir uns darauf ein!

Yeti, der: Wenn ich als Kind Geschichten über den Yeti gehört habe, hat er mir meist Angst gemacht. Aber heute, beim Buchstaben Y angekommen, frage ich mich: Wohin würde er reisen? Weiter in die weißen Weiten? Oder einmal dorthin, wo es grün ist?

Zugluft, die: Bezeichnung für die Luft, die durch ein geöffnetes Fenster bläst. Am öftesten hat man die „Zugluft“, wenn man im Zug fährt und die Luft wild ins Abteil bläst, aber „Zugluft“ kann auch bedeuten, dass ich an beiden Enden meiner Wohnung das Fenster geöffnet habe und es „durchzieht“, also der Wind durch die Wohnung bläst.

Deine Urlaubsreise liegt noch vor dir? Dann frische deine Fremdsprache in einem unserer September-Intensivkurse noch auf, bevor es losgeht!


Eva Mühlbacher
Autorin & Dozentin für DaF/DaZ

Eva liebt die deutsche Literatur und schreibt sogar Bücher darüber. Außerdem widmet sie sich gerne verschiedenen Begriffen der deutschen Sprache und ist für das Sprachenzentrum als Blogautorin, Deutschlehrerin und neuerdings auch Social-Media-Managerin tätig.

 

Weiterführende Links:

Von Pferden, die auf Zehenspitzen zu Apfelbäumen tänzeln (Blogserie für Deutschlerner*innen)

Schatzkästlein der reisenden Germanistin (Blogserie für Sprachliebhaber*innen & Reiselustige)


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