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Literatur-ABC: Von Alphabet bis Zeile

Am 23. April ist der Welttag des Buches! Und damit ist es an der Zeit, sich mit der schönsten Sache der Welt zu beschäftigen: richtig, der Literatur. Literatur ist eng mit dem geistigen Horizont einer Kultur verbunden; sie spiegelt Trends wider, ist manchmal experimentell, bringt uns zum Lachen und zum Träumen und ein gutes Buch ist wie ein Freund: Es ist immer da, wenn man es braucht und versteht es, durch die richtige Geschichte unseren Gedankenhorizont zu erweitern. Literatur lehrt uns das richtige Zusammensetzen der Wörter, aber sie lehrt uns auch, zwischen den Zeilen zu lesen.

Alphabet, das: Bezeichnung für die Buchstaben einer Sprache, die mithilfe orthografischer Regeln zu Wörtern zusammengefügt werden können, um eine gesprochene Sprache schriftlich abzubilden. Das Deutsche hat 26 Buchstaben. Hinzu kommen die Umlaute ä, ö und ü sowie das ß. Die Reihenfolge geht auf das griechische Alphabet zurück (die ersten beiden Buchstaben sind Alpha und Beta). Es gibt aber verschiedene Alphabete, darunter das kyrillische, das von den südslawischen Sprachen gebraucht wird, und das historische, phönizische Alphabet (von den Phöniziern, die für ihren Handel berühmt waren), auf dem unter anderem das heute gebräuchliche, hebräische Alphabet beruht. Und alle Star Trek – Fans kennen noch ein anderes Alphabet: das fiktionale Klingonische, für das es sogar ein eigenes Wörterbuch gibt.

Bücherwurm, der: eine Person, die gerne liest und Bücher nicht gerne aus der Hand legt. Ein Synonym für „Bücherwurm“ ist „die Leseratte“.

Copyright, das: deutsches Wort: das Urheberrecht. Das Urheberrecht liegt immer bei der Autorin oder dem Autor. Dieses Recht soll den Schutz des geistigen Eigentums gewährleisten.

Duden, der: Hat man eine orthografische oder grammatikalische Frage, schaut man im Duden nach. Er ist die „Deutschbibel“, in der alles steht, was man über die deutsche Sprache wissen muss. In gedruckter Form hat der Duden heute 12 Bände, darunter jener „berühmteste“ mit dem gelben Einband, der die Rechtschreibung beinhaltet und den orangen Grammatikband.

Eselsohr, das: Bezeichnung für die umgeknickte Ecke einer Seite. Eselsohren können passieren, weil man unvorsichtig war, aber man kann damit auch die Seite markieren, auf der man zu lesen aufgehört hat, wenn man gerade kein Lesezeichen zur Hand hat.

Ff: Abkürzung, die in drei unterschiedlichen Kontexten verwendet werden kann: 1) in einer wissenschaftlichen Arbeit steht sie für folgende (Seiten). S.34ff. heißt daher, dass die Information auf Seite 34 und ihren Folgeseiten zu finden ist. 2) in der Musik steht diese Abkürzung für fortissimo, also muss man diesen Abschnitt besonders schnell spielen. 3) „etwas aus dem Effeff können“ ist eine Redewendung, die meint, dass man etwas sofort und sehr gut kann oder weiß: „Sie kann die Namen der habsburgischen Herrscher aus dem Effeff.“

Gutenberg, Johannes: eigentlicher Name: Johannes Gensfleisch. Gutenberg, der aus Mainz stammte, erfand den Buchdruck mit beweglichen Metalllettern. Seit dem Jahr 1450 wurde diese Technik angewandt, um Bücher möglichst zeiteffizient und günstig drucken zu können. Seine Erfindung kann zu den wichtigsten Erfindungen der Menschheit gezählt werden.

Höhenkammliteratur, die: Bezeichnung für die „hohe Literatur“, also die stilistisch hochstehende (beispielsweise Goethes „Faust“). Im Gegensatz dazu gibt es die „Trivialliteratur“, die unterhaltsam, aber stilistisch nicht anspruchsvoll ist (beispielsweise „Fifty Shades of Grey“).

Ildefonso, das: kleine, würfelförmige Süßigkeiten aus Nougat und Schokolade, die mit einer silbernen Verpackung ummantelt sind und eine rosa Schleife tragen. Wird diese Schleife abgenommen, kann man auf der Rückseite Sprüche bekannter Philosoph*innen oder Literat*innen oder Zitate aus der Literatur finden.

Jugendliteratur, die: wird meist mit Kinderliteratur zusammen erwähnt. Dieser Begriff bezeichnet Literatur, die für Menschen zwischen 12 und 18 Jahren geschrieben wurde.

Komödie, die: literarisches Genre, das ein Drama mit lustigem Inhalt bezeichnet. Für den Helden oder die Heldin endet dieses Stück gut. Das Adjektiv im Deutschen ist komödiantisch. Achtung bei dem Wort komisch: Es kann lustig bedeuten, aber öfter wird es als Synonym für merkwürdig oder seltsam gebraucht.

Lesezeichen, das: Bezeichnung für ein kleines, meist längliches Stück Papier, das zwischen die Seiten gelegt werden kann, um die Seite zu markieren, auf der man zu lesen aufgehört hat. Es gibt auch Lesezeichen, die man wie eine Klammer auf die Seite stecken kann.

Märchen, das: eine alte Textgattung, die aus der mündlichen Überlieferung kommt. Diesem Wort liegt das mittelhochdeutsche maere zugrunde, das Nachricht bedeutet. Ein Märchen ist eine Erzählung, die magische Elemente beinhaltet. Die berühmteste Märchensammlung im deutschsprachigen Raum stammt von den Gebrüdern Grimm. In ihr finden sich Klassiker wie beispielsweise Aschenputtel, Rotkäppchen und Hänsel und Gretel.

Novelle, die: Gattungsbezeichnung, die schwierig abzugrenzen ist. Eine Novelle ist meist kurz und hat oft ein offenes Ende. Von einem Roman unterscheidet sie sich in der Definition nur dadurch, dass er länger als eine Novelle ist. Achtung: das englische novel ist ein sogenannter falscher Freund. Dieses Wort bedeutet im Deutschen nämlich Roman.

Onomatopöie, die: das Wort kommt aus dem Altgriechischen, wo es Namenerschaffung heißt. Das deutsche Wort dafür ist Lautmalerei. Es bedeutet, dass ein Wort von einem Laut abgeleitet wird, beispielsweise klappern oder klirren.

Papier, das: Papier wird aus Fasern hergestellt, die eingeweicht, gepresst und anschließend getrocknet werden. Es gibt viele verschiedene Papiersorten. Auf Papier wird geschrieben oder gedruckt. Eine frühe Form dieses Untergrunds für Schriften war Papyrus (daher leitet sich auch die Bezeichnung Papier ab), das im alten Ägypten aus Schilfblättern hergestellt wurde.

Querlesen, das: einen Text oberflächlich lesen, um den Kontext und die Grundaussage zu verstehen. Das Verb querlesen ist trennbar: „Ich lese diesen Text quer.“ / „Ich habe diesen Text quergelesen.“

Roman, der: Bezeichnung für einen langen Erzähltext. Es gibt viele verschiedene Subgenres des Romans: Jugendroman (beispielsweise Harry Potter), Briefroman (beispielsweise Goethes Die Leiden des jungen Werthers) oder Liebesroman (beispielsweise Wie ein einziger Tag).

Schmutztitelblatt, das: Nimmt man ein Buch in die Hand, sieht man zuerst den Einband. Schlägt man es dann auf, kommt als erstes das Schmutztitelblatt zum Vorschein, das nur Titel und Autor nennt. Dieses Blatt stammt aus der Zeit, in der Bücher nicht am selben Ort gedruckt wurden, wo sie gebunden wurden. Das Buch musste also von der Druckerei zur Buchbinderei transportiert werden. Dieses Titelblatt stellte sicher, dass man wusste, welches Buch man transportierte. Da dieses auf dem Weg zur Buchbinderei aber schmutzig werden konnte, hieß dieses oberste Blatt Schmutztitelblatt.

Tagebuch, das: Oft schreiben Menschen auf Reisen Tagebuch. Diese Buchform heißt so, weil jeden Tag etwas in das Notizbuch hineingeschrieben wird. In den letzten Jahren sind vor allem in der Jugendliteratur Romane in Tagebuchform sehr beliebt.

Unterhaltung, die: Es muss nicht immer die stilistisch höchste Literatur sein. Auf der Spiegel-Bestsellerliste finden sich auf den oberen Rängen meist Bücher, die zum Lachen, Weinen und Träumen anregen. Diese Geschichten sollen uns unterhalten – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Verbrennung, die: Bücherverbrennungen sind die effiziente Waffe, um Bücher für immer verschwinden zu lassen. In der Geschichte gab es viele Bücherverbrennungen in allen Kulturen. Zerstört man das geistige Eigentum einer Gesellschaft, zerstört man diese indirekt mit. Bis heute sind Bücherverbrennungen Symbole für die Auslöschung von Gedanken Andersdenkender, beispielsweise zur Zeit des Nationalsozialismus. Im Jahr 1933 wohnt Erich Kästner der Verbrennung seiner eigenen Werke fassungslos bei. Schon Heinrich Heine, der in diesem Zusammenhang oft zitiert wird, wusste: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Weltliteratur, die: Bezeichnung für die wichtigsten Werke der Literatur, die jemals in allen Teilen der Welt geschrieben wurden. Dieses zusammengesetzte Nomen wurde als Begriff in der heutigen Bedeutung von Johann Wolfgang von Goethe erfunden.

X-viele Bücher, die man lesen kann: Es gibt unendlich viele gute und interessante Bücher. Und es gibt Bücher, die man mehrmals im Leben liest. Jedes Mal haben sie eine andere Bedeutung, weil man sich selbst in einer anderen Lebensphase befindet.

Yeti, der: Der Yeti liest auch gerne, hat aber nicht viele Bücher, denn er lebt im Schnee. Wasser ist für die Restaurierung von Büchern ein größeres Problem als Feuer. In den Archiven, in denen alte Schriftstücke aufgehoben werden, muss daher immer die Luftfeuchtigkeit stabil bleiben und deshalb regelmäßig kontrolliert werden.

Zeile, die: Bezeichnung für eine Linie an Wörtern. In einer Excel-Tabelle gibt es Zeilen (horizontal) und Spalten (vertikal). Die Redewendung zwischen den Zeilen lesen verwenden wir, um zu sagen, dass die wahre Bedeutung einer Sache oft tiefer liegt und nicht sofort erkannt werden kann. Man kann in diesem Fall nicht nur den Text lesen, sondern muss zwischen den Zeilen lesen, um alle Bedeutungsebenen zu erfassen.



Eva Mühlbacher
Autorin & Dozentin für DaF/DaZ

Eva liebt die deutsche Literatur und schreibt sogar Bücher darüber. Außerdem widmet sie sich gerne verschiedenen Begriffen der deutschen Sprache und ist für das Sprachenzentrum als Blogautorin und Deutschlehrerin tätig.

Weiterführende Links:

Von Pferden, die auf Zehenspitzen zu Apfelbäumen tänzeln (Blogserie für Deutschlerner*innen)

Schatzkästlein der reisenden Germanistin (Blogserie für Sprachliebhaber*innen & Reiselustige)


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