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Das Oster-ABC: Von Auferstehung bis Zuntltragen

Ostern ist so etwas wie ein Synonym für Frühling. Mit Ostern beginnt nicht nur das liturgische (= rituelle) Kirchenjahr, sondern der Sommer liegt ebenfalls in der Luft. Wer gerade schon Ostereier färbt oder die ersten Frühlingsblumenzwiebel in die Erde setzt, kann zur Entspannung danach durch unser Oster-ABC blättern und sich den Wortschatz für diese schöne, blühende Zeit aneignen.

Auferstehung, die: Ostern ist das wichtigste Fest für die Christen. In seiner Bedeutung ist es wichtiger als Weihnachten, denn an Ostern wird die Auferstehung von Jesus Christus und damit der Sieg des Lebens über den Tod gefeiert. Das Präfix des Wortes „auf-“ zeigt an, dass sich etwas oder jemand erhebt. Das Wort „erstehen“ ist ein Synonym für „entstehen“ und trägt in seiner Bedeutung einen Neuanfang.

Brauch, der: vom althochdeutschen Wort bruh, das „Nutzen“ bedeutet. So wird eine durch einen genauen Ablauf festgelegte Handlung bezeichnet, die innerhalb von Gemeinschaften ausgeübt wird. Bräuche sind Ausdruck einer Tradition.

Caspar David Friedrich: einer der wichtigsten Maler der deutschen Romantik. Seine Gemälde sind Ausdruck einer tief empfundenen Religiosität, aber auch seiner Beschäftigung mit dem Kreislauf des Lebens und dem Tod. Sein Gemälde „Ostermorgen“ zeigt einen frühen Wintermorgen. Wie immer ist die Landschaft dominierend, während die Menschen nur sehr klein dargestellt sind. Die dunklen Zweige der Bäume ranken in das Bild, die sich zögerlich zeigende Sonne ist in der Ferne zu sehen. Vom Betrachter und der Betrachterin weg schlängelt sich ein Weg in den Hintergrund des Bildes. Darauf sind drei Frauen zu sehen, die Tücher um die Schultern gelegt haben. Schauplatz des Bildes ist die Region, aus der der Maler stammt, aber es ist klar ersichtlich, worauf das Motiv anspielt: die Bibelgeschichte. Es waren drei Frauen, die zum Grab von Jesus kamen und die ersten Zeuginnen seiner Auferstehung wurden.

Datum, das: Das Datum des Ostersonntags richtet sich nach dem ersten Vollmond nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn am 21. März. Somit kann der frühestmögliche Ostersonntag der 22.März sein und der spätestmögliche der 25. April.

Eierpecken, das: Am Ostersonntag werden traditionell die bunten Eier aus den Nestern verspeist. Man schält sie aber nicht einfach nur, sondern „peckt“ zuerst. Das funktioniert so: zwei Personen treten gegeneinander an. Jede hält ein Ei. Die erste Person schlägt nun mit der oberen Rundung des Eis gegen die obere Rundung des Eis der anderen Person. Eine der Schalen wird brechen. Dann werden die Eier umgedreht und Person 2 schlägt an die Rundung von Person 1. Wessen Ei zuerst zwei gebrochene Schalen hat, verliert das Spiel.

Faust I: In Goethes berühmtem Schauspiel „Faust, der Tragödie erster Teil“ gehen Faust und sein Schüler Wagner gleich zu Beginn auf einen Osterspaziergang. Die Szene soll zeigen, wie beliebt Faust aufgrund seiner Gelehrtheit bei den Studierenden und einfachen Menschen gleichermaßen ist. Es ist ein sonniger Tag, der rein und friedlich ist. Somit bildet er den Menschen ab, der frei von Sünde ist. Da mit diesem Tag das liturgische Jahr beginnt, ist es theologisch gesehen der erste Tag des Jahres. Aber schon auf dem Nachhauseweg folgt Faust und Wagner ein Pudel. Und wir alle wissen: das ist der Teufel, Mephisto, der Faust ein unwiderstehliches Angebot machen wird. Die Zeit der Reinheit ist vorbei.

Gründonnerstag, der: der Donnerstag vor dem Ostersonntag. Die Herkunft des Namens ist nicht vollständig geklärt, könnte aber vom mittelhochdeutschen Wort grînen kommen („greinen“, also den Mund zum Lachen oder vor Schmerz verziehen). An diesem Tag wird mittags Grünes gegessen, meist Spinat oder Kohl. Am Abend des Gründonnerstags fand das Letzte Abendmahl statt, bei dem Jesus mit seinen 12 Jüngern ein letztes Mal zusammensaß, um Brot und Wein zu teilen, bevor er sein Martyrium erlitt.

Hase, der: Der Osterhase bringt die Eier. Natürlich legen Hasen keine Eier. Woher diese Ansicht kommt, weiß man heute nicht mehr. Sicher ist aber, dass sowohl der Hase als auch das Ei Fruchtbarkeitssymbole sind. Der Hase hat übrigens noch einen Spitznamen im Deutschen: „Meister Lampe“. Diese Bezeichnung kommt daher, dass Hasen oft in Fabeln auftraten. In der Fabel „Reineke Fuchs“ hieß der Hase „Lamprecht“. Wahrscheinlich entstand „Meister Lampe“ aus der Abkürzung dieses Vornamens. In der Fachsprache der Jäger wird die Unterseite des Hasenschwanzes „Lampe“ genannt.

Iris, die: Frühlingsblume, die zur Gattung der Schwertlilie gehört. Es gibt sie in verschiedenen Farben. Die Wurzeln der Iris wurden früher Veilchenwurz genannt. Als solche wurde sie häufig in Kosmetikprodukten verwendet. Oder man kann sie als „kandierte Veilchen“ (mit Zuckerüberzug) auch essen. In der Hieraldik (= Wappenkunde) ist eine stilisierte Iris das Wappenzeichen der Bourbonen, die Fleur-de-Lys. In der Kunstrichtung des Jugendstils um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts steht die Iris für Weiblichkeit und Schönheit.

Jaudus: andere Bezeichnung für das Osterfeuer. Ein Osterfeuer wird zur Reinigung entzündet. Es stammt aus dem heidnischen Brauchtum und wurde für das Christentum übernommen und angepasst. Die Bedeutung des Feuers, alles zu reinigen und für einen Neuanfang bereitzumachen, ist aber erhalten geblieben. Der Begriff Jaudus kommt von Judas, der bestraft werden sollte, weil er Jesus verraten hatte. Die Verbrennung einer Judasfigur in einem Osterfeuer ist später von den Nationalsozialisten für ihr Brauchtum übernommen und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgrund der antisemitischen Konnotation abgeschafft worden.

Karfreitag, der: der Freitag vor dem Ostersonntag. An diesem Tag soll Jesus am Kreuz gestorben sein. Der Wortteil „kar-“ kommt vom althochdeutschen Wort kara und bedeutet „Trauer“, „Kummer“ oder „Schmerz“. Dadurch ist der Ausdruck über das Leid Jesu in die Namensgebung übernommen worden. Auf den Karfreitag folgt der Karsamstag.

Lamm, das: Ein Lamm ist ein junges Schaf. Am Ostersonntag wird ein traditioneller Kuchen gegessen, der die Form eines Lamms hat. Das macht man deshalb, weil Jesus in der Bibel und in der Messliturgie auch als „Lamm Gottes“ bezeichnet wird. Ein Lamm ist ein altes Opfertier. So wie ein Lamm geschlachtet und als Opfer dargebracht werden konnte, wird auch Jesus getötet und als Opfer für die Sünden aller Menschen dargebracht.

Morgen, der: Der Ostermorgen ist der Zeitpunkt, an dem Jesus auferstanden ist. Mit dem Morgen bricht ein neuer Tag an. In diesem Fall aber nicht einfach nur der nächste, sondern es bricht ein neuer Tag für die Menschheit an. Als Bezeichnung für die Tageszeit trägt Morgen den maskulinen Artikel. Mit dem neutralen Artikel das Morgen wird die nahe Zukunft bzw. der nächste Tag bezeichnet. Ein weiteres Wort aus dieser Wortgruppe ist das Morgengrauen. Das hat aber nichts mit grauen als Synonym für sich fürchten zu tun, sondern mit dem Grauen des nächsten Tages, also dem langsamen Beginn des Tages.

Nicäa, Konzil von: Auf dem Ersten Konzil von Nicäa (es gab zwei) im Jahr 325 wurde das Datum des Osterfestes auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Das war deshalb so wichtig, weil es bei diesem Konzil darum ging, sich vom Judentum als eigene Religion abzugrenzen.

Osterei, das: gleichzeitig Fruchtbarkeitssymbol und durch seine runde Form auch Symbol für das Ewige Leben. Am Ostersonntag werden bunte Ostereier versteckt, die von den Kindern (oder natürlich auch Erwachsenen) gesucht werden müssen. Es empfiehlt sich, immer eine Oma, einen Opa oder einen nicht so suchfreudigen Papa irgendwo sitzen zu haben, bei der oder dem das Gefundene zur Aufbewahrung abgegeben werden kann.

Palmkätzchen, das: Blüte der Saalweide. Es sind kleine, graue Büschel auf Zweigen, die zusammen in einem Bündel in eine Vase gesteckt werden. Darauf werden dann Ostereier gehängt. Fertig ist das Osterbäumchen! Die Palmkätzchen werden am Palmsonntag, also dem Sonntag vor dem Ostersonntag, in der Kirche geweiht und dann mit nach Hause genommen, wo sie geschmückt werden.

Quo Vadis?: lateinisch: „Wohin gehst du?“ In der Bibel findet sich die Stelle im Johannesevangelium, 13, 36. Dort stellt Simon Petrus Jesus diese Frage. Und dieser antwortet ihm daraufhin, dass er an einen Ort gehe, an den Petrus ihm nicht folgen könne. Damit meint er seinen Tod. In der frühchristlichen Tradition findet diese Begegnung vor dem Martyrium des Heiligen Petrus statt, der in Rom gekreuzigt wurde. Auf dieser Begebenheit beruht der weltberühmte Film Quo vadis? (1951) mit Peter Ustinov als Kaiser Nero.

Ratschen, das: Am Karfreitag gehen Kinder durch die Straßen und machen mit Holzinstrumenten (sogenannten „Ratschen“) Lärm, um die Gläubigen an ihr Gebet zu erinnern. Am Karfreitag und Karsamstag läuten die Kirchenglocken nämlich nicht, um die Totenruhe Jesu nicht zu stören. Das Karfreitagsratschen gehört zum Immateriellen Kulturerbe Österreichs (UNESCO).

Schinken, der: Am Ostersonntag wird der traditionelle Osterschinken gegessen. Dieser kann unterschiedlich zubereitet werden. Häufig wird „Schinken im Brotteig“ gemacht, bei dem ein ganzes Stück Schinke in einen ganzen Laib Brot eingebacken wird. Dazu werden verschiedene Variationen von Senf gereicht.

Tau, der: kleine Wassertröpfchen, die an Sommer- und Frühlingsmorgen auf Gräsern und Blumen zu finden sind. Wenn dieses Wetterphänomen auftritt, ist der Tag noch ganz jung. Dazu passt das Adjektiv taufrisch für etwas, das neu oder jung ist. Sagt man über eine Person, dass sie „nicht mehr ganz taufrisch“ ist, will man auf nette Weise ausdrücken, dass sie alt ist. Die Verben dazu sind „tauen“, „auftauen“ (beispielsweise Essen in der Mikrowelle) und „abtauen“ (das Eisfach des Kühlschranks).

Urbi et orbi: apostolischer Segen des Papstes. Bedeutet übersetzt „der Stadt (Rom) und dem Erdkreis“. Obwohl hier jeder Segen des Papstes gemeint ist, wird diese Bezeichnung umgangssprachlich heute nur für den am Ostersonntag um 12:00 Uhr mittags gebraucht.

Verstecken, das: Nominalisierung des Verbs „verstecken“. Das bedeutet, etwas an einen Ort zu legen, an dem jemand anderer es nicht finden kann. Ein synonymer Ausdruck dafür ist „verbergen“. „verstecken“ kann man sich selbst oder Gegenständliches. „verbergen“ ist auch ein Wort dafür, nicht die Wahrheit zu sagen und immer dann, wenn ich über Abstraktes spreche.

Wielkanoc: polnisches Wort für Große Nacht, also Ostern. Die meisten westslawischen Sprachen nennen das Osterfest Große Nacht, so auch das Tschechische, Slowenische, Slowakische, Belarussische und Ukrainische. In den meisten anderen Sprachen wird eine Abwandlung des aramäischen Wortes pas-cha (vom hebräischen Wort Pessach) verwendet, beispielsweise im Französischen, Griechischen und Norwegischen.

X-viele Arten, Ostereier zu färben: Es gibt viele Arten, Ostereier selbst zu färben. Eine davon ist das sogenannte Grawirlacheierfärben. Diese Art des Färbens kommt aus der Region des Salzburger Lungaus. Dabei wird ein gekochtes Ei auf ein mit "Grawirlach" (zottiges, grünes Kerbelkraut), "Kasbleamen" (Krokus) und Zwiebelschalen belegtes Leinentuch gelegt, umwickelt, an beiden Enden zusammengebunden und für einige Minuten in die Eierfarbe gelegt. Auf den Eiern entstehen dadurch besonders schöne und einzigartige Muster.

Yeti, der: Auch für den Yeti ist Ostern eine besonders schöne Zeit im Jahr. Sein bester Freund, der Schneehase Lamprecht, nimmt den weiten Weg auf sich, um ihm bunte Ostereier vorbeizubringen. Es sind die einzigen bunten Dinge, die der Yeti im Jahr sieht. Als Dankeschön erhält Lamprecht jedes Jahr eine Girlande aus den schönsten Eisblumen, die der Yeti selbst aussucht.

Zuntltragen, das: aus dem Brauchtum der Region um den Tegernsee (Bayern). Dort wurden in das Osterfeuer auch Baumschwämme hineingeworfen, die dann brennend in die Häuser getragen wurden, um die Öfen anzuheizen. Seit in den Häusern keine offenen Öfen mehr sind, ist dieser Brauch ausgestorben.



Eva Mühlbacher
Autorin & Dozentin für DaF/DaZ

Eva liebt die deutsche Literatur und schreibt sogar Bücher darüber. Außerdem widmet sie sich gerne verschiedenen Begriffen der deutschen Sprache und ist für das Sprachenzentrum als Blogautorin und Deutschlehrerin tätig.

Weiterführende Links:

Von Pferden, die auf Zehenspitzen zu Apfelbäumen tänzeln (Blogserie für Deutschlerner*innen)

Schatzkästlein der reisenden Germanistin (Blogserie für Sprachliebhaber*innen & Reiselustige)


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