Adventkalender, der: Brauch im deutschen Sprachraum, in dem man vierundzwanzig Säckchen oder Türchen hat, eines für jeden Tag vom 1. bis 24. Dezember. In den Säckchen befinden sich Süßigkeiten, aber auch kleine Sprüche. Dieser Brauch soll die Wartezeit bis Weihnachten verkürzen.
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Barbaratag, der: Der Tag der Heiligen Barbara ist der 4. Dezember. Die Heilige lebte der Legende nach im 3. Jahrhundert und erlitt ihr Martyrium, weil sie sich weigerte, eine Ehe einzugehen und damit ihre Jungfräulichkeit, die sie für Gott erhalten wollte, aufzugeben. Daraufhin soll sie von ihrem Vater enthauptet worden sein. Sie ist eine sehr populäre Heilige und bis heute die Heilige der Bergleute. An ihrem Gedenktag, dem 4. Dezember, werden Zweige von Obstbäumen abgeschnitten, die bis zum Heiligen Abend blühen sollen, um an ihr Martyrium zu erinnern, aber auch daran, dass es auch im dunkelsten Winter immer Hoffnung gibt. Die sogenannten Barbarazweige finden sich im Dezember daher in vielen Haushalten.
Christbaumloben, das: Brauchtum im Westen Österreichs, bei dem man zu Nachbar*innen geht und ihren schönen Christbaum lobt. Dafür erhält man meist ein Stamperl Schnaps. (Man sollte sich daher nachher nichts mehr vornehmen. ;))
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel: berühmter Weihnachtsfilm aus der ehemaligen DDR, der in der Nähe von Leipzig gedreht wurde. Hier findet Aschenputtel zur Winterzeit drei Haselnüsse, die ihr je einen Wunsch erfüllen – und ja, am Ende findet sie natürlich auch den Prinzen. Interessant ist die feministische Darstellung der Geschichte. Aschenputtel darf jagen und sich als Mann ausgeben, ehe sie ihrem Prinzen in die Arme fällt. Diesen Film spielt es auf allen deutschen TV-Sendern um die Weihnachtszeit und ist einfach ein Klassiker. Unbedingt ansehen!
Eine Weihnachtsgeschichte: Deutscher Titel von A Christmas Carol von Charles Dickens. Von dieser Geschichte gibt es unzählige Verfilmungen, auch eine von Disney. Es geht um den geizigen Scrooge, dem der Geist der Weihnacht begegnet, um ihn an seine Verfehlungen zu erinnern. Der alte Mann bereut schließlich und darf sein persönliches Weihnachtswunder erleben. Auch dieser Film ein sehenswerter Klassiker.
Feiertagsmenü, das: In jedem Haushalt gibt es eine Abfolge von Speisen an Heiligabend. Meist wird dabei Fleisch serviert, seltener auch Fisch und die Vorspeise ist meist eine Cremesuppe. Als Nachtisch gibt es Kekse, Früchtebrot oder einfach den Weihnachtsbehang.
Glöckler, die: Figuren aus den Raunachtsbräuchen im Salzkammergut. Sie stehen den bösartigen Perchten, die mit hässlichen Masken durch die Dörfer ziehen und Menschen erschrecken, gegenüber. Glöckler repräsentieren die guten Geister, die schließlich nach dem Auftreten des Bösen den Platz frei machen sollen für das neue Jahr, das kommt. Die Glöckler ziehen daher meist am letzten Raunachtstag, dem 5. Jänner, durch die Straßen.
Heiligen Drei Könige, die: Die Heiligen Drei Könige kommen am 6. Jänner an die Türen der Menschen und singen ihre Lieder. Dafür erhalten sie kleine Geschenke. Meist sind es Kinder, die als Könige verkleidet sind. Sie tragen den Stern von Bethlehem bei sich, um an die Legende der Reise der drei Heiligen aus dem Orient zur Krippe des kleinen Jesus zu erinnern. Daher werden sie im Volksmund auch Sternsinger genannt.
Illumination, die: Synonym für Erleuchtung oder Beleuchtung. Viele Menschen hängen Lichterketten oder Sterne ins Fenster, um die Adventzeit zu erhellen. Meine Eltern sagten uns als Kinder auch: damit das Christkind am 24. Dezember sicher den Weg findet.
Julbock, der: kleine Ziegenfigur aus Stroh, die als Christbaumschmuck dient. Der Julbock ist im skandinavischen Raum verbreitet; seine Verbreitung erstreckt sich aber bis in den Alpenraum. Er repräsentiert den Donnergott Thor oder auch einen Dämon, der in der Adventzeit den Häusern der Menschen immer näher kommt. Hier erkennt man auch den Ursprung dieses Strohtieres: die germanische Religion. Ähnlich wie die Perchtengeister in den Raunächten ziehen auch manchmal junge Männer mit Ziegenmasken durch die Straßen, um die Menschen zu erschrecken.
Knusperhäuschen, das: Das Knusperhäuschen besteht aus Lebkuchen, das mit Zuckerglasur überzogen wird. Hier werden rechteckige Lebkuchenstücke gebacken und dann wird das Haus zusammengebaut. Das Schmücken macht natürlich am meisten Spaß. Expertinnentipp: Den Raum aus Zuckerwatte gestalten. Wichtig ist auch, das Haus immer mit Folie abzudecken oder einen Apfel dazuzulegen, damit es nicht so schnell austrocknet. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Liebesäpfel, die: Traditionelles Essen am Christkindlmarkt. Gemeint sind die in rote Zuckerglasur getunkten Äpfel. Man hat die Äpfel übrigens nicht richtig gegessen, wenn man nicht am Ende rote Glasur an der Nasenspitze kleben hat. ;)
Mistelzweig, der: Tradition aus dem angelsächsischen Raum. Wer zur Weihnachtszeit unter einem Mistelzweig zu stehen kommt, muss sich küssen. Mittlerweile findet man viele Mistelzweige an Türschwellen, natürlich besonders in Studierenden-WGs, in denen eine Party stattfindet.
Nikolausstiefel, der: Am Abend des 5. Dezember muss man die Schuhe rausstellen, damit der Nikolaus sie mit Mandarinen, Nüssen und Schokolade befüllt. Am Morgen des 6. Dezembers finden die Kinder (und natürlich auch Erwachsene) dann Leckereien darin.
Orgelspiel, das: In der Weihnachtszeit gibt es in Kirchen viele Weihnachtskonzerte, bei denen besonders die Orgel viel zum Einsatz kommt. In Wien kann man aber auch Gospelkonzerte finden, zum Beispiel in der Votivkirche.
Pelzmärtel, der: Name für einen vorweihnachtlichen Gabenbringer. Der Brauch stammt aus der Region Franken in Süddeutschland. Diese Figur ist eine Mischung aus dem Heiligen Nikolaus (6.12.) und dem Heiligen Martin (Feiertag: 11.11.). Märtel heißt in diesem Dialekt Martin. Alternativ wird diese Figur auch als Pelznickel bezeichnet, von Nickel = Nikolaus. Der Pelzmärtel kann mit dem Krampus gleichgesetzt werden, der den Nikolaus in vielen Gegenden begleitet. Manchmal aber kommt er in dieser Tradition auch alleine und bringt Geschenke für die Kinder. Er ist zwar schwarz angezogen und trägt ein Rutenbündel mit sich, wird aber den guten Figuren zugeordnet.
Quatember, der: Bezeichnung für zusätzliche Fasttage im katholischen Kalender, wovon auch drei nach dem 13. Dezember (das Fest der Heiligen Luzia) liegen. Ziel dieser Fasttage ist es, sich auf das Wesentliche zu besinnen und Gott für die Schöpfung zu danken. Über das Jahr verteilt gibt es vier solcher Fastzeiten, die ungefähr mit dem Beginn einer jeden Jahreszeit zusammenfallen (von lat. „quattuor“ = „vier“).
Raunächte, die: Bezeichnung für die Nächte zwischen 25. Dezember und 6. Jänner. Diesen Nächten wird eine besondere Magie zugesprochen. Es heißt, man solle zwischen 23 Uhr und Mitternacht in diesen Nächten einen Spaziergang machen, um die Energie aufzusaugen, die diese Nächte entfalten. Zu dieser Zeit wird in vielen Haushalten auch mit Weihrauch geräuchert, um das Alte zu vertreiben und Platz für Neues zu schaffen. Der Weihrauch hat auch reinigende Wirkung, die hier eingesetzt wird.
Sankt Martin: Der Festtage des Heiligen Martin befindet sich kurz vor der Adventszeit, am 11. November. Der Legende nach begegnete der Heilige Martin, der Soldat war, einem Bettler und schnitt seinen Mantel entzwei, um dem armen Mann ein Stück davon zu geben, damit dieser nicht erfror. Traditionell isst man zum Fest des Heiligen Martin das sogenannte Martinigansl, also ein Stück Gans mit Erdäpfelknödeln und Rotkraut. Warum? Als der Heilige Martin zum Bischof ernannt werden sollte, wollte er dieses Amt nicht annehmen und versteckte sich in einem Gänsestall. Die Gänse gackerten aber so laut, dass sie ihn verrieten und er dieses hohe Amt antreten musste. Daher serviert man heute das Martinigansl als ewige Rache Martins an den Gänsen.
Teamwichteln, das: das sogenannte Wichteln wird oft als Teamspiel im Arbeitsumfeld gespielt, aber auch in Großfamilien, damit nicht jeder jedem ein Geschenk kaufen muss. Jede Person zieht einen Namen und muss diese Person dann beschenken. Entweder man legt den Kollegen und Kolleginnen jede Woche eine Kleinigkeit in den Spind oder man beschenkt ein Familienmitglied zur großen Familienfeier am 25. Dezember. Ideal für große Gruppen also.
Ursprung, der: Der Beginn des katholischen Kirchenjahres ist der erste Adventsonntag. Mit der Zeit vor Jesu Geburt fängt also alles an, auch das Lesen der Bibelstellen in ihrer richtigen Abfolge.
Vorlesen, das: Vorlesen ist ein Brauch, den es in der Adventszeit häufig gibt. Es gibt Adventkalender, die keine Süßigkeit für jeden Tag beinhalten, sondern eine Geschichte. Das gemütliche Beisammensein am Abend ist aber auch ideal dafür, einander in der Familie Geschichten vorzulesen. Mein Tipp: Der kleine Drache Kokosnuss feiert Weihnachten.
Wunschzettel, der: Die Kinder schreiben Wunschzettel an den Weihnachtsmann oder an das Christkind. Dieser wird dann ins Fenster gestellt und von einem umsichtigen Elternteil nachts weggenommen. Dann geht die große Suche nach der Wunscherfüllung los. Als Kinder hatten wir drei Wünsche frei, zwei kleine und einen größeren. Natürlich habe ich mein Glück versucht und meine Mama zur Verzweiflung gebracht: Ich wollte als großen Wunsch unbedingt ein Zwergflusspferd. Nun, daraus wurde nichts …
X viele Weihnachtskugeln: Auf Weihnachtsbäumen im deutschsprachigen Raum finden sich Weihnachtskugeln, die farblich meist kunterbunt gemischt sind. Auch darauf sind Süßigkeiten, Strohsterne, Lichterketten, Kerzen und viel Selbstgebasteltes.
Y viele Weihnachtslieder: Es gibt viele schöne Weihnachtslieder, auch original in deutscher Sprache geschrieben. Das berühmteste Weihnachtslied ist natürlich Stille Nacht, das es in die amerikanischen Charts schaffte und von dort den Siegeszug um die Welt antrat. Ebenfalls sehr bekannt und beliebt: Oh Tannenbaum, Maria durch ein Dornwald ging, Ihr Kinderlein kommet.
Zimtsterne, die: Zimtsterne sind neben Vanillekipferln wahrscheinlich das berühmteste Weihnachtsgebäck. Ein Zimtstern besteht aus weichem Teig, dem Zimt beigemengt ist und einer Zuckerglasur. Er gehört wohl in das Kipferlrepertoire eines fast jeden Haushalts.
Eva Mühlbacher
Autorin & Dozentin für DaF/DaZ
Eva liebt die deutsche Literatur und schreibt sogar Bücher darüber. Außerdem widmet sie sich gerne verschiedenen Begriffen der deutschen Sprache und ist für das Sprachenzentrum als Blogautorin und Deutschlehrerin tätig.
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