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Das Wien-ABC: Von Augustinerkirche bis Zentralfriedhof

Zum wiederholten Male wurde Wien als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet. Wie gut, dass es langsam Sommer wird und wir diese wunderschöne Stadt erkunden können! Wien bietet Kunst für Kulturenthusiasten, Parks und Cafés für Verliebte und alle, die es noch werden wollen und jede Menge lokalen Charme als sehr kleine Großstadt. Was ihr neben Neugier, Sonnenbrille und Wasserflaschen im Sommer in Wien sonst noch braucht? Klar, das Wort Oida, das man in jeder Lebenslage in dieser Stadt der Vielfalt benutzen kann. Oder um es mit Billy Joel zu sagen: When will you realize, Vienna waits for you? …

Augustinerkirche, die: Kirche in der Inneren Stadt am Josefsplatz, auf der Rückseite der Nationalbibliothek. Diese Kirche war die Haus- und Hofkirche der Habsburger. Sie konnten von der Hofburg direkt auf einen kleinen Balkon im Inneren der Kirche gehen, um so an der Messe teilnehmen zu können, aber ohne sich unter das Volk zu mischen. In dieser Kirche befindet sich auch die sogenannte „Herzerlgruft“, in der die einbalsamierten Herzen von Generationen von Habsburgern lagern. Ihre Körper befinden sich in der Kapuzinergruft nahe der Albertina.

Berggasse 19: eine der berühmtesten Adressen Wiens. Hier wohnte Sigmund Freud und hatte in diesen Räumen auch seine Praxis. Das neue Museum hat vor Kurzen wiedereröffnet und bietet einen intensiven und eindrucksvollen Rundgang, der uns tief in die Zeit und Gedankengänge des Psychiaters eintauchen lässt. Die berühmte Couch allerdings ist nicht mehr original. Sie befindet sich heute in London, wo Freud 1939 im Exil gestorben ist.

Café Central, das: ein Kaffeehaus in der Herrengasse 14, das 1876 eröffnet wurde und zu den ältesten Kaffeehäusern Wiens zählt. Stammgäste waren hier Leo Trotzki, der gerne Schach spielte und der Schriftsteller Peter Altenberg, der das Café sogar als seine Wohnadresse angab. Der Schriftsteller hat dieses Café nie wirklich verlassen. Eine Pappmaché- Figur von ihm sitzt am Eingang, um die Gäste aus aller Welt zu begrüßen.

Donaukanal, der: Wien liegt an der Donau. Der Donaukanal teilt die Stadt in zwei Hälften. Im Sommer kann man am Fluss entlang wunderbar Rad fahren oder sich zum Picknicken treffen. Der Donaukanal ist jeden Sommer die Lebensader der Stadt.

Elmayer: die berühmte Tanzschule Elmayer ist stolz auf ihre Tradition. Sie befindet sich in der Wiener Innenstadt und wer dort tanzen lernt, muss als Herr in jeder Tanzstunde weiße Handschuhe tragen. Damen dürfen nicht ohne Absatz zur Stunde erscheinen. Fazit einer Absolventin: gewöhnungsbedürftige Atmosphäre, dafür lernt man aber richtig gut tanzen.

Fiaker, der: Bezeichnung für eine Kutsche, die von zwei Pferden gezogen wird. Man findet sie immer noch in der Innenstadt.

Grantln, das: Nominalisierung. Wiener Dialektwort für „grantig sein“ oder „schlechte Laune haben“. Diese haben die Wiener sehr oft. Der „Wiener Grant“ ist berühmt, weil alle sich so gerne über Kleinigkeiten aufregen. Wer in Wien lebt, dem wird aber schnell klar: so schnell, wie der Grant kommt, ist er auch wieder vorbei.

Heuriger, der: Bezeichnung für eine Art Restaurant, das hauseigenen Wein ausschenkt und dazu Schnitzel oder Brot mit verschiedenen Aufstrichen anbietet. Die Heurigensaison ist im Sommer, wenn man draußen sitzen kann. Am schönsten sind die Heurigen dort, wo die Weinberge nahe liegen: in Grinzing. Wer besonders viel Glück (oder Pech, das liegt im Auge der Betrachterin und des Betrachters) hat, kann manchmal Musikanten erleben, die alte Schlager oder Lieder aus Operetten singen. Je mehr Wein die Herren getrunken haben, desto sonderbarer wird es. Aber auch das gehört dazu.

Irrgarten, der: neben dem Schloss Schönbrunn befindet sich ein kleiner Irrgarten. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert. Wer sich also fühlen möchte wie auf einem barocken Fest, kann sich zwischen die hohen Hecken trauen und sehen, wie schnell er wieder herausfindet…

Johann Strauss: In der Musikszene Wiens geht nichts ohne Johann Strauss. Er wird auch als „Walzerkönig“ bezeichnet, weil er so viele Walzer schrieb. Zu ihnen zählen die bekanntesten dieses Genres, darunter der Walzer An der schönen blauen Donau, der jedes Jahr das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker als Zugabe abschließt. Wer Johann Strauss besuchen möchte, findet sein goldenes Denkmal im Wiener Stadtpark.

Konditorei, die: ein Ort, an dem es Kaffee und Kuchen gibt. Man kann aus verschiedenen Süßspeisen und Kaffeearten wählen. Von diesen gibt es viele zu entdecken, also nichts wie los!

Leo, das: andere Bezeichnung: der Asylring. Bezeichnung für eine Seilrolle, die neben dem Adlertor an der Außenfassade des Stephansdoms angebracht ist. Wenn man verfolgt wurde, konnte man hierherkommen, das Leo greifen und stand sofort unter dem Schutz der Kirche. Eingeführt wurde es von König Leopold, daher kommt der Name.

Mannerschnitten, die: eine Waffelart, die mit Haselnusscreme gefüllt ist. Sie wird in ein altrosa Papier gewickelt und trägt einen dunkelblauen Schriftzug. Die Firma Manner gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts. Die Fabrik befindet sich noch heute im 17. Wiener Gemeindebezirk (Hernals). Wenn die Schoko-Nuss-Füllung gemacht wird und der Wind günstig weht, riecht der ganze Bezirk nach Schokolade.

Naschmarkt, der: langgezogener Marktplatz nahe des Karlsplatzes. Auf diesem Markt gibt es alles. Früher war dieser Ort für Einkäufe gedacht, aber mittlerweile zeichnet er sich durch seine Vielfalt an Gerichten und unterschiedlichen Restaurants aus aller Welt aus. Wer an einem Sommerabend am Naschmarkt spazieren geht, findet immer irgendetwas Außergewöhnliches zum Kosten.

Oida: Wiener Dialektwort. Eigentlich: Alter. Dieses Wort kann man in jedem Zusammenhang verwenden. Ist man überrascht, sagt man Oida! Ist man müde, sagt man Oidaaaa… Freut man sich, sagt man Oiiiiidaaa!! Es gibt keine Grenzen der Anwendungsmöglichkeiten.

Prater, der: Bezeichnung für einen Teil des 2. Wiener Gemeindebezirks. Es gibt den Grünen Prater mit der Hauptallee, in dem man wunderbar spazieren gehen kann. Und es gibt den Wurstelprater. Das ist ein Freizeitpark mit vielen Achterbahnen und Karussellen. Die Hauptsaison ist von Mitte März bis Oktober.

Quatschen, das: etwas Dummes oder Unnötiges sprechen. Wenn jemand quatscht, unterhält er sich über nichts Besonderes. Dieses Wort ist eher im Süden des deutschen Sprachraums gebräuchlich.

Riesenrad, das: eines der Wahrzeichen Wiens. Großes, sich drehendes Rad mit unterschiedlichen Kabinen, in Wien Waggons genannt, von denen aus man über ganz Wien blicken kann. Es befindet sich im Wurstelprater.

Stephansdom, der: das Zweite der Wahrzeichen Wiens. Dom in der Innenstadt Wiens, der dem Heiligen Stephan geweiht ist. Es ist eines der schönsten gotischen Bauwerke der Welt. Während der Südturm prächtig in die Höhe ragt, ist der Nordturm nie fertiggestellt worden. Dazu gibt es einige Sagen, die diesen Umstand zu erklären versuchen. Natürlich hat der Teufel seine Klauen im Spiel gehabt und den Baumeister, der den christlichen Namen seiner Verlobten Maria rief, zur Strafe mit sich gerissen. So wurde der Turm niemals fertig.

Tiergarten Schönbrunn: einer der ältesten Tiergärten der Welt. Durch große Umbauarbeiten bemüht sich der Park, den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Ideal für einen Ausflug mit Kindern, denn der Park hält auch Kletterstege und interessante, spielerisch aufbereitete Informationen zu jedem Tier bereit.

U-Bahn, die: In Wien gibt es fünf U-Bahn-Linien: U1, U2, U3, U4 und – ACHTUNG! – U6. Die U5 wird gerade erst gebaut und soll das Schottentor mit dem viel frequentierten Weg in den 17. Bezirk (Hernals) verbinden.

Volksgarten, der: Park, der gegenüber des Parlaments liegt. Man kann dort im Sommer gemütlich spazieren gehen und die vielen verschiedenen Rosensträucher bestaunen, die geliebten Menschen gewidmet sind. Wer in die Clubszene Wiens eintaucht, weiß, dass der Club Volksgarten zu den bekanntesten in Wien zählt. Er befindet sich gleich neben dem Park.

Würstelstand, der: An vielen Ecken Wiens gibt es Würstelstände. Man kann Bratwurst, Frankfurter, Käsekrainer, Hot Dogs oder alles zusammen essen. Zum Würstelstand geht man schnell in der Mittagspause, beim Fortgehen abends oder nach einem Ball, wo man versucht, sich den Senf nicht auf das Abendkleid zu kleckern.

X-Möglichkeiten, Sisi zu begegnen: Die Geschichte Wiens hat ihre Superstars. Dazu zählt die Kaiserin Elisabeth, Frau des Kaisers Franz Josephs I., genannt Sisi. Sie hat ihren ganz eigenen Mythos, nicht zuletzt wegen der Sissi-Filme mit Romy Schneider. In der Hofburg befindet sich ein Museum, das sowohl den Mythos Sisi als auch die reale Persönlichkeit beleuchtet.

Yppenplatz, der: Platz im 16. Wiener Gemeindebezirk (Ottakring), der an den Brunnenmarkt anschließt. Das multikulturelle Treiben dieses Ortes zieht viele Menschen an. Es eröffnen viele neue Lokale und man kann in lauen Sommernächten entspannt auf einer der Terrassen sitzen.

Zentralfriedhof, der: größter Friedhof Wiens. Der Zentralfriedhof ist riesig. Er ist ca. doppelt so groß wie die Stadt Zürich und beherbergt viele Ehrengräber berühmter Schriftsteller, Komponisten und Politiker. Es gibt sogar wissenschaftliche Arbeiten über die außergewöhnliche Flora und Fauna dort. Wer über den Friedhof bummelt, sieht Eichhörnchen und Dachse. Zum Zentralfriedhof fährt die Straßenbahnlinie 71. Daher wird der Ausspruch den 71er nehmen in Wien synonym für das Sterben gebraucht. Der Ort ist Schauplatz der berühmten Krimi-Trilogie „Vanitas“ von Ursula Poznanski. Eine Frau, die sich im Zeugenschutzprogramm befindet, wird dort von ihrer Vergangenheit eingeholt …


Eva Mühlbacher

Autorin & Dozentin für DaF/DaZ

Eva liebt die deutsche Literatur und schreibt sogar Bücher darüber. Außerdem widmet sie sich gerne verschiedenen Begriffen der deutschen Sprache und ist für das Sprachenzentrum als Blogautorin und Deutschlehrerin tätig.

Weiterführende Links:

 

Von Pferden, die auf Zehenspitzen zu Apfelbäumen tänzeln (Blogserie für Deutschlerner*innen)

Schatzkästlein der reisenden Germanistin (Blogserie für Sprachliebhaber*innen & Reiselustige)


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